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Syrien: Der Abschuss eines russischen Kampfjets zur Rettung des Islamischen Staats?Lesezeit: 12 Minuten

Der Abschuss des russischen Kampfjets durch die Türkei besitzt das Potenzial Auslöser eines dann offen geführten Dritten Weltkriegs zu werden. Die von Ankara angeführte Begründung (Verletzung des türkischen Luftraums) wird von Moskau abgestritten. Vorgelegte Daten der Luftüberwachung sollen belegen, dass sich der russische Kampfflieger für neun Sekunden im türkischen Luftraum aufhielt. Russlands Verteidigungsministerium beharrt darauf, dass sich der Jet die ganze Zeit über syrischem Gebiet befand. Glücklicherweise agiert Moskau bislang überlegt.

Angenommen die russische Seite hat mit der Aussage der “Nichtverletzung” des türkischen Luftraums recht, dürften russische “Antworten” (in welcher Form auch immer) nicht ausbleiben. Die Lage dürfte sich zusätzlich verschärfen, wenn sich Berichte bestätigen, dass die russischen Piloten noch an ihren Fallschirmen hängend, Richtung Erde segelnd von IS-Terroristen unter Feuer genommen wurden.

Putin sprach angesichts des Abschusses – fast zeitgleich zu einer NATO-Sondersitzung, die von der Türkei einberufen wurde – davon, dass dies “einem Dolchstoss in den Rücken durch Komplizen des Terrorismus” gleichkommt. Und diese Aussage ist vollkommen korrekt.

Der Abschuss des Kampfjets durch eine türkische Maschine erfolgte übrigens zu einem Zeitpunkt an dem die syrisch-russischen Kräfte weiter in Richtung Norden (Aleppo) vordrangen und die IS-Hochburg al-Rakka zu Fallen drohte. Zufall?

Die USA/NATO und insbesondere Erdogan stehen mit dem Rücken zur Wand, was ihr “Baby” Islamischer Staat betrifft. Sowohl die Geländegewinne der syrischen Armee als auch die massiven Bombardierungen der IS-Terroristen durch Russland haben sie in eine schwierige Lage gebracht, so dass ein bewusster Abschuss durchaus in das Konzept einer Schwächung Russlands/Stärkung IS passen würde. Selbst wenn dadurch die Gefahr eines atomaren Kriegs steigt, was wiederum die Wahnsinnigen in Washington und Co. nicht sonderlich zu kümmern scheint.

Die türkische Unterstützung des Terrors

Bei all der jetzt eingetretenen (und bewusst gewollen) Konfrontation zwischen der Türkei und Russland sollte man immer berücksichtigen und erwähnen, dass Ankara eine besondere “Geschichte” der Unterstützung des IS und anderer Terrororganisationen besitzt. Die Türkei gilt schon seit langem als Unterstützer des Terrors in Syrien – eigentlich seit Beginn der dortigen Krise. Ankara hat von Beginn an erlaubt, dass sein Staatsgebiet als Aufmarschgebiet für den IS, al-Nusra und anderen dient, um von dort aus in Syrien einfallen zu können und um damit die säkulare Regierung Assads zu stürzen. Und da die Türkei der gleiche Pudel wie Deutschland ist, ist davon auszugehen, dass dies nicht ohne Zustimmung der USA erfolgte.

Dr. Nafeez Ahmed hat kürzlich eine (sicherlich unvollständige) Aufstellung der Verbindungen zwischen dem IS und der Türkei in seinem Artikel für Insurge Intelligence mit dem Titel NATO Is Harbouring The Islamic State (Die NATO beherbergt den Islamischen Staat) veröffentlicht (hier nur ein kleiner Auszug, bitte zur vollständigen Übersicht den Artikel aufrufen):

  • Der nach Polizeiangaben bei einem der Attentäter von Paris gefundene Pass soll nach Polizeiangaben gefälscht sein. Der Ort der Fälschung ist wahrscheinlich in der Türkei zu finden.
  • Anfang des Jahres berichtete die türkische Todays’ Zaman, dass mehr als 100.000 Pässe mit gefälschten Daten an den IS übergeben wurden. Zudem lässt die Türkei das Überqueren der Terroristen in Richtung Syrien zu und kauft sogar deren Erdöl auf. Weiter weist Today’s Zaman darauf hin, dass IS-Terroristen in türkischen Krankenhäusern behandelt werden sollen.
  • The Guardian schreibt, dass “direct dealings between Turkish officials and ranking ISIS members was now ‘undeniable’ (direkte Beziehungen zwischen türkischen Offiziellen und hochrangigen IS-Mitgliedern nun ‘nicht zu leugnen’ waren). Weiter lesen wir dort von einem Informanten, dass die Türkei nicht nur den IS, sondern auch andere Dschihadistengruppen (al-Sham und al-Nusra) unterstützt: “There is no doubt at all that they militarily cooperate with both. (Es gibt keinen Zweifel, dass sie militärisch mit den beiden zusammenzuarbeiten.)

Aber auch andere Autoren wie Tony Cartalucci gingen in einer Vielzahl an Artikeln auf die engen Verbindungen zwischen dem IS und der Türkei ein. Beispielsweise dass das “IS-Kernland” an die Grenze zur Türkei liegt, inklusive eines Korridors, der zur Versorgung und Invasion Richtung Süden genutzt wird. Er schreibt weiterhin:

In actuality, ISIS is the product of a joint NATO-GCC [Gulf Cooperation Council] conspiracy stretching back as far as 2007 where US-Saudi policymakers sought to ignite a region-wide sectarian war to purge the Middle East of Iran’s arch of influence stretching from its borders, across Syria and Iraq, and as far west as Lebanon and the coast of the Mediterranean. ISIS has been harbored, trained, armed, and extensively funded by a coalition of NATO and Persian Gulf states within Turkey’s (NATO territory) borders and has launched invasions into northern Syria with, at times, both Turkish artillery and air cover. The most recent example of this was the cross-border invasion by Al Qaeda into Kasab village, Latakia province in northwest Syria.
(In Wirklichkeit ist der IS das Produkt einer gemeinsamen NATO-GCC [Gulf Cooperation Council] Verschwörung, die bis ins Jahr 2007 zurückreicht, wo US- und saudische Politiker versuchten einen flächendeckenden sektiererischen Krieg zu entzünden, um den iranischen Einflussbogen im Nahen Osten, der von seinen Grenzen bis nach Syrien und dem Irak reicht, und im Westen bis zum Libanon und zur Küste des Mittelmeeres, zu untergraben. IS wurde gehegt, ausgebildet, bewaffnet und großzügig von einer Koalition aus NATO und Staaten am Persischen Golf innerhalb der türkischen (NATO-Gebiets-) Grenzen finanziert und hat eine Invasionen Nordsyriens ins Leben gerufen, damals inklusive sowohl türkischer Artillerie als auch türkischer Luftunterstützung. Jüngstes Beispiel dafür war die grenzüberschreitende Invasion durch Al-Qaida des Dorfs Kasab in der Provinz Latakia im Nordwesten Syriens.)

Die Invasion auf die Cartalucci oben anspielt wurde übrigens von der NATO, der Türkei und von Israel koordiniert und wurde von türkischem Territorium aus gestartet – mit Absicherung durch israelische Luftunterstützung.

Wir sollten uns auch daran erinnern, dass der “Aufstieg” des IS und die schnellen Geländegewinne in Syien nur dadurch möglich waren, dass Hunderte von IS-Terroristen in Jordanien durch westliche Geheimdienste trainiert wurden, um gegen Assad zu kämpfen. Selbst der Spiegel berichtet über diese 10.000 Terroristen (dort natürlich euphemistisch als Kämpfer betitelt) im März 2013. Auch wenn transatlantische Erfüllungsgehilfen wie der Spiegel von “moderaten Rebellen” schreiben, die dort trainiert wurden, so haben spätere Berichte eindeutig belegt, dass die “moderaten Rebellen” IS-Terroristen waren. Terroristen, die über die Türkei nach Syrien geschleust wurden.

Übrigens unterzeichnete im Juli 2015 das türkische Parlament eine formale Vereinbarung mit den USA, dass die US-Basis in Incirlik im “Pseudo-Kampf” gegen den IS durch Washington benutzt werden darf.

Der wahre Feind der Türkei – Die Assad-Regierung

Zwar behauptet der türkische Premierminister Recep Erdogan, dass die oben erwähnte Abstimmung nur dem Kampf gegen den IS diene, jedoch – Freud lässt grüssen – gab er unbeabsichtigt zu, dass das wahre Ziel der NATO die syrische Regierung ist:

Speaking in parliament earlier on Wednesday, President Recep Tayyip Erdogan urged the West to find a long-term solution to the crises in Syria and Iraq, pointing out that dropping “tonnes of bombs” on IS militants would only provide a temporary respite.
While he said “an effective struggle” against IS would be a priority for Turkey, “the immediate removal of the administration in Damascus” would also continue to be its priority.
Erdogan also called for a “buffer zone” on the Turkey/Syria border – which would be enforced by a no-fly zone – to “ensure security.”
(Etwas früher am Mittwoch forderte Präsident Recep Tayyip Erdogan den Westen im Parlament auf, eine langfristige Lösung für die Krisen in Syrien und dem Irak zu finden, darauf hinweisend, dass der Abwurf von “Tonnen an Bomben” auf IS-Militante nur eine vorübergehende Atempause verschaffen würde.
Während er sagte, dass “ein wirksamer Kampf” gegen den IS eine Priorität für die Türkei sei, wäre “die sofortige Entfernung der Verwaltung in Damaskus” auch weiterhin ihre Priorität.
Erdogan forderte zudem eine “Pufferzone” an der türkisch-syrischen Grenze – die durch eine Flugverbotszone durchgesetzt werden würde -, um  “die Sicherheit sicher zu stellen”.)

Übrigens genau jenes Gebiet umfassend, das den Versorgungskorridor des IS aus der Türkei beinhaltet. “Pufferzone” = “Versorgungszone”. Die Türkei ist schon seit langem Verfechter dieser Flugverbotszone über Syrien, die Teil der NATO-Agenda gegen Syrien ist und ähnlich wie in Libyen zur vollständigen Zerstörung Syriens führen wird.

Die Türkei, das Brookings Institut und die “Pufferzone”

Die “Pufferzone” tauchte erstmals 2012 in einem Schreiben des Brookings Institut mit dem Titel Assessing Options For Regime Change (Prüfung von Optionen für einen Regimewechsel) auf:

This may lead to the creation of safe-havens and humanitarian corridors, which would have to be backed by limited military power.
(Dies kann zur Schaffung von sicheren Gebieten und humanitären Korridoren führen, die durch begrenzte militärische Macht gesichert werden müssten.)

Weiter wurde dort ausgeführt, dass ein mögliches Szenario ein “Mehrfrontenkrieg” der Türkei und Israel gegen Syrien sein könnte, um Assad zu stürzen:

Israel could posture forces on or near the Golan Heights and, in so doing, might divert regime forces from suppressing the opposition. This posture may conjure fears in the Asad regime of a multi-front war, particularly if Turkey is willing to do the same on its border and if the Syrian opposition is being fed a steady diet of arms and training.
(Israel könnte Kräfte auf oder in der Nähe der Golanhöhen positionieren und dadurch Kräfte des Regimes an der Unterdrückung der Opposition hindern. Diese Positionerung könnte Ängste im Assad-Regime vor einem Mehrfrontenkrieg heraufbeschwören, vor allem wenn die Türkei bereit ist dies auch an ihrer Grenze zu tun und wenn die syrische Opposition einen steten Strom von Waffen und Ausbildung erhält.)

Wir sehen, dass sich die türkische Agenda nie auf die Bekämpfung des IS fokusierte. Denn ansonsten hätte Ankara schon vor lager Zeit seine Grenzen zu Syrien geschlossen und das Training der Terroristen und das ungehinderte Überqueren dieser Terroristen der türkischen Grenze in Richtung Syrien verhindert. Die Türkei befindet sich auf voller Linie mit den Bestrebungen der NATO und der Politik Washingtons Damaskus unter eine dem Westen genehme Marionettenregierung zu stellen. Und gerade die Schaffung einer Flugverbotszone ist gleichbeutend mit einem Krieg und einem offenen militärischen Angriff auf die souveräne säkulare Regierung Syriens, da die Umsetzung einer solchen Zone Luftangriffe auf Assads Luftverteidigungssysteme erforderlich machen würde. Was wiederum bedeuten würde, dass der IS noch tiefer in syrische Gebiete eindringen könnte – unter dem Schutz der NATO.

Mit dieser “Vorgeschichte” im Hinterkopf kommen wir nochmals zum Abschuss des russischen Kampfjets zurück.

Im Kontext des Abschusses der russischen Militärmaschine

Der Abschuss durch einen türkischen Kampfjet erfolgte zu einem Zeitpunkt an dem die syrische Armee weiter in Richtung Aleppo vordringen konnte und IS-Terrorstädte wie al-Rakka mehr oder weniger vor der Kapitulation standen. Unter anderem war die syrische Armee gerade dabei die Autobahn M4, die Hauptversorgungslinie für den IS in der Nähe von Kassab, einzunehmen:

[…] the access of Turkish military and terrorists to Latakia province is now 100% dependent on the M4 [highway] and from there to minor roads. Should the terrorist defenses collapse on all positions north of M4, which is not very far from happening, then the Syrian Army will have artillery control over M4 and the terrorist rebel rats inside Latakia province will be doomed.
([…] der Zugang des türkischen Militärs und der Terroristen auf die Provinz Latakia hängt nun zu 100% von der M4 [Autobahn] ab und von dort von den abgehenden Nebenstraßen. Sollten die Stellungen der Terroristen auf allen Positionen nördlich der M4 zusammenbrechen, was nicht sehr weit in der Ferne liegt, dann hat die syrische Armee die Artilleriekontrolle über die M4 und die terroristischen Rebellenratten im Inneren der Provinz Latakia werden zum Untergang verdammt sein.)

Wenn die NATO also nicht alsbald reagiert, dann ist das das Ende der angloamerikanischen geopolitischen Pläne und das Ende ihrer Köpfe abschlagenden Mördertruppe Islamischer Staat.

Eine bewusste Provokation Russlands aufgrund der hier aufgeführten Fakten scheint immer wahrscheinlicher. Washington riskiert eine direkte Konfrontation mit Moskau oder es hofft auf einen Rückzug der russischen Kräfte. Wobei meines Erachtens nach Moskau keinen Rückzug einleiten kann und derzeit (noch) alles versucht einen offenen Dritten Weltkrieg zu verhindern. Was uns wiederum zur Frage bringt, was die USA/Türkei/NATO noch tun wird, damit die Situation in Syrien (oder auch in der Ostukraine) vollständig eskaliert und außer Kontrolle gerät und Russland keine Alternative mehr lässt.

Quellen:
Is Turkey The Real ISIS?
Turkey shoots down Russian jet it says violated its airspace
Turkey shoots down Russian warplane on Syria border
Putin: Downing Of Jet A ‘Stab In The Back’
Turkey’s Call For “Safe Zones” In Syria Are Based On Problem Turkey Helped Create
NATO is harbouring the Islamic State
Syrian passports found at Paris attacks scene were fakes made in Turkey
Report: More than 100,000 fake Turkish passports given to ISIL
Turkey sends in jets as Syria’s agony spills over every border
‘ISIS Sees Turkey as Its Ally’: Former Islamic State Member Reveals Turkish Army Cooperation
Implausible Deniability – West’s ISIS Terror Hordes in Iraq
NATO’s Terror Hordes in Iraq a Pretext for Syria Invasion
Shock claim: Israeli airstrike coordinated with al-Qaida-linked rebels. Jihadists advance throughout Syria immediately after today’s bomb attack
Why Aren’t ISIS and Al-Qaeda Attacking Israel?
Americans are training Syria rebels in Jordan: Spiegel
Blowback! U.S. trained Islamists who joined ISIS
Turkey’s key air base poised to host anti-ISIL coalition aircraft
Islamic State: Turkish MPs back Iraq-Syria deployment
Security Council Approves ‘No-Fly Zone’ over Libya, Authorizing ‘All Necessary Measures’ to Protect Civilians, by Vote of 10 in Favour with 5 Abstentions
Saving Syria: Assessing Options for Regime Change
Turkey Preparing for Syria Occupation?
ISIS-Daesh Positions in Northwest Syria Reported Close to Envelopment by Syrian Arab Army as M4 Highway Supply Line Is About to Be Cut; Putin and Rohani Pledge to Defeat Terrorism

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