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Geopolitik: USA testen zwei Atombomben (ohne Sprengköpfe) in der Wüste NevadasLesezeit: 7 Minuten

Trotz (oder gerade wegen?) der zunehmenden Spannungen zwischen Russland und den USA hat das US-Kriegsministerium Anfang des Monats zwei Testatombomben in der Wüste von Nevada abgeworfen.

B-2 Spirit-Bomber - Bildquelle: Wikipedia / Staff Sgt. Bennie J. Davis III

B-2 Spirit-Bomber – Bildquelle: Wikipedia / Staff Sgt. Bennie J. Davis III

Diese 700-Pfund-Atombomben sind laut Presseinformation der US National Nuclear Securiry Administration (NNSA) zwei “Varianten” des Bombentyps B61 gewesen, die von zwei B-2-Bombern (übrigens die gleichen, die die USA ins Südchinesische Meer verlegt haben) ohne aktiven Nuklearsprengkopf abgeworfen wurden.

Die B61-Atombomben gehören seit den 1960ern zum Atombombenarsenal der USA und können in ihren zwei “Varianten” einmal als sogenannter “Earth Penetrator” für den Einsatz gegen tief im Boden liegende Ziele eingesetzt werden oder als taktische Atombombe.

Die NNSA schreibt in ihrer Presseveröffentlichung am 6. Oktober dazu:

Das primäre Ziel des Flugtests ist es Daten über die Zuverlässigkeit, Genauigkeit und Leistungsdaten unter betriebsrepräsentativen Bedingungen zu erhalten. Eine solche Prüfung ist Teil des Qualifizierungsprozesses der aktuellen Neuerungen und der Programme zur Verlängerung der Lebensdauer für Waffensysteme.

(The primary objective of flight testing is to obtain reliability, accuracy, and performance data under operationally representative conditions. Such testing is part of the qualification process of current alterations and life extension programs for weapon systems.)

Das Programm von dem die NNSA schreibt, beinhaltet ein Budget von annähernd 1 Billionen US-Dollar, um die US-Atombomben zu modernisieren. Inwieweit es im Zusammenhang mit Syrien, der Situation in China bzgl. des Südchinesischen Meers und der Ukraine steht, mag jeder für sich selbst beantworten.

Obwohl… wenn man sich die Erklärung zum US-Militärhaushalt 2017 ansieht, findet man dort einen sehr interessanten Passus:

Wir begegnen der russischen aggressiven Politik mit Investitionen in ein breites Spektrum an Ressourcen … [einschließlich] unseres nuklearen Arsenals.

(We are countering Russia’s aggressive policies through investments in a broad range of capabilities … [including] our nuclear arsenal.)

Washington sieht also Russland als Aggressor an – wie übrigens auch zahlreiche andere Politdarsteller und NATO-Kommandeure – und muss daher “zwangsweise” reagieren. Man möchte schier lachen ob solcher Dreistigkeit.

Russland und die USA modernisieren beide ihre Atombombenarsenale und haben damit ein neues Wettrüsten begonnen. Bereits im Februar 2016 sagte Hans Kristensen, Direktor des Nuclear Information Project, gegenüber The Intercept:

Sowohl Russland als auch die USA benutzen jetzt offiziell und öffentlich die andere Seite als Rechtfertigung für [ihre] Atomwaffenmodernisierungsprogramme.

(Both Russia and the United States are now officially and publicly using the other side as a justification for nuclear weapons modernization programs.)

CNN - Barack Obama - Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt www.cnn.com

CNN – Barack Obama – Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt www.cnn.com

Blickt man noch weiter zurück, findet man eine sehr interessante Aussage von Barack Obama aus dem Jahr 2009 (um genau zu sein vom 5. April 2009), wo er in hellseherischer Vorhersehung bei einer Rede in Prag folgendes zu den Atomwaffen sagte:

Heute ist der Kalte Krieg Geschichte, aber Tausende dieser Waffen nicht. Eine seltsame Wendung der Geschichte hat die Gefahr des globalen Atomkriegs unwahrscheinlicher werden lassen, aber das Risiko eines nuklearen Angriffs ist gestiegen. Weitere Nationen haben diese Waffen erworben. Das Testen hat sich fortgesetzt. Der Schwarzmarkthandel mit nuklearen Geheimnissen und Kernmaterial floriert.

(Today, the Cold War has disappeared but thousands of those weapons have not. In a strange turn of history, the threat of global nuclear war has gone down, but the risk of a nuclear attack has gone up. More nations have acquired these weapons. Testing has continued. Black-market trade in nuclear secrets and nuclear materials abound.)

Obama hat sich in der Öffentlichkeit immer als Verfechter für eine Reduzierung der Atombomben porträtiert, aber genauso wie bei so vielen anderen Versprechen wurde in der Präsidentschaftszeit des Kriegsnobelpreisträgers das genaue Gegenteil umgesetzt. Dabei spielt es für Obama und seine Administration (was umgekehrt natürlich auch für Russland gilt) auch keine Rolle, dass man mit der Modernisierung den Atomwaffensperrvertrag von 1968 verletzt:

Dieser “Modernisierungs”plan für die Atomwaffen verstößt gegen die Bedingungen des nuklearen Nichtverbreitungsvertrags von 1968, der die Atommächte auffordert sich bei der nuklearen Abrüstung zu engagieren. Der Plan schiebt [die atomare Aufrüstung sogar an] trotz der Tatsache, dass die US-Regierung bereits rund 7.000 Atomwaffen besitzt, die die Welt leicht zerstören können. – Professor Emeritus Dr. Lawrence Wittner, University of New York in Albany

(This nuclear “modernization” plan violates the terms of the 1968 nuclear Non-Proliferation Treaty, which requires the nuclear powers to engage in nuclear disarmament. The plan is also moving forward despite the fact that the US government already possesses roughly 7,000 nuclear weapons that can easily destroy the world. – Professor Emeritus Dr. Lawrence Wittner, University of New York at Albany)

Nach dem gewollten Scheitern des Waffenstillstands in Syrien und den jetzt deswegen ausgesetzten Gesprächen mit Russland, scheint eine Deeskalation zwischen Moskau und Washington und ein Stopp bei der Modernisierung der Atomwaffen in weite Ferne gerückt zu sein. Gerade auch weil die USA offen Pläne bespricht den syrischen Präsidenten Assad und die von Russland unterstützte syrische Armee direkt anzugreifen – selbst dann wenn die USA dabei russische Truppenangehörige tötet.

Moskau reagierte auf diese Pläne mit dem Hiweis, dass man nicht zögern würde US-Kampfjets – falls nötig – abzuschiessen und man nicht notwendigerweise vor einem Abschuss mit dem US-Militär sprechen würde, um die Identität eines “nicht identifizierten Flugzeugs” abzuklären.

Für den Westen steckt derzeit Russland hinter allem. So auch hinter dem Hack des Democratic National Committee, der ganz offiziell am vergangenen Freitag Moskau angelastet wurde. Moskau wollte laut Washington damit die US-Wahlen beeinflussen. Wir müssen dabei berücksichtigen, das diese “offizielle Behauptung” die Basis legt, um Russland als terroristische Bedrohung einstufen zu können, da die US-Administration bereits vor zwei Jahren Cyberterrorismus als Kriegsgrund deklariert hatte. Wir sehen, dass der Westen alle Register zieht, um einen möglichen Angriff gegen Russland in der Öffentlichkeit rechtfertigen zu können.

Und damit bekommen die Tests in der Wüste Nevadas einen ganz anderen Stellenwert. Man kann kaum davon ausgehen, dass diese Tests zufällig zu diesem Zeitpunkt durchgeführt wurden. Vielmehr sollen sie die “Stärke der USA demonstrieren” und deren “Willen sich zu behaupten”. Dass die Welt dadurch noch weiter in die Eskalation (bis hin zu einem atomaren Krieg) schlittert, scheint die Neocons und Ideologen in Washington nicht zu interessieren.

Ich glaube, dass selbst die Worte Albert Einsteins keinerlei Wirkung auf solche Typen mehr haben, der ein Jahr nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki sagte:

Die entfesselte Macht des Atoms hat alles verändert, nur nicht unsere Denkweise, und deshalb treiben wir einer beispiellosen Katastrophe entgegen.

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen…

Quellen:
Prepping for War: The US Air Force Just Dropped Two Fake Nuclear Bombs in Nevada
US-China Tensions in the S. China Sea: Nukes, Bombers, and Land-to-Air Missiles
The US Air Force Just Dropped Two Fake Nukes
B61-11 Earth-Penetrating Weapon
NNSA and Air Force conduct two successful joint flight tests
Syrian Conflict Is Now a ‘Bloody Chess Game’ Only Russia Can End, Analysts Say
US Scrambles Jets as Tensions Threaten to Explode in Syria, Ukraine, S. China Sea
China: US and S. Korea Will ‘Pay the Price’ for Military Cooperation in Region
Pentagon Portrays Nuclear Modernization As Response to Russia
NATO Militarizing Eastern Europe Against Russian Threat That Doesn’t Exist
Obama’s Russian Rationale for $1 Trillion Nuke Plan Signals New Arms Race
Obama’s Trillion-Dollar Nuclear-Arms Train Wreck
The Trillion Dollar Question the Media Have Neglected to Ask Presidential Candidates
THE TREATY ON THE NON-PROLIFERATION OF NUCLEAR WEAPONS (NPT)
Status of World Nuclear Forces
US Suspends All Contact with Russia Over Syria as Putin Halts US Nuclear Pact
Obama administration considering strikes on Assad, again
Russia Warns US Actions in Syria Would Lead to War — Threaten to Shoot Down US Jets
Joint Statement from the Department Of Homeland Security and Office of the Director of National Intelligence on Election Security
Obama Says Cyberterrorism Is Country’s Biggest Threat, U.S. Government Assembles “Cyber Warriors”
If US Attacks Syria Expect an Asymmetric Russian Response
Zitate (Civ5)

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5 Antworten

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  1. 12. Oktober 2016

    […] Quelle: Geopolitik: USA testen zwei Atombomben (ohne Sprengköpfe) in der Wüste Nevadas […]

  2. 12. Oktober 2016

    […] Geopolitik: USA testen zwei Atombomben (ohne Sprengköpfe) in der Wüste Nevadas Trotz (oder gerade wegen?) der zunehmenden Spannungen zwischen Russland und den USA hat das US-Kriegsministerium Anfang des Monats zwei Testatombomben in der Wüste von Nevada abgeworfen. Diese 700-Pfund-Atombomben sind laut Presseinformation der US National Nuclear Securiry Administration (NNSA) zwei „Varianten“ des Bombentyps B61 gewesen, die von zwei B-2-Bombern (übrigens die gleichen, die die USA ins Südchinesische Meer verlegt haben) ohne aktiven Nuklearsprengkopf abgeworfen wurden. Die B61-Atombomben gehören seit den 1960ern zum Atombombenarsenal der USA und können in ihren zwei „Varianten“ einmal als sogenannter „Earth Penetrator“ für den Einsatz gegen tief im Boden liegende Ziele eingesetzt werden oder als taktische Atombombe. Die NNSA schreibt in ihrer Presseveröffentlichung am 6. Oktober dazu: hier weiter […]

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