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Syrien: Assad vor einem Comeback?Lesezeit: 5 Minuten

Flagge von Syrien

Flagge von Syrien – Bildquelle: Wikipedia / INeverCry

Während Saudi-Arabien und Russland ihre Muskeln spielen lassen und der Dialog zwischen den US(t)A(si) und dem Iran noch in unbekannten Gewässern stattfindet, verschieben sich die Grundbedingungen im über die Proxys Katar und Saudi-Arabien US-gesteuerten Bürgerkrieg in Syrien. 110.000 Menschen wurden bislang in diesem Konflikt getötet, in dem sich die verschiedenen Gruppierungen der Rebellen Terroristen nun gegenseitig als Gegner betrachten. Das führt unweigerlich zu einer neuen Situation in der Bashar al-Assad verhältnismäßig gesichert an den Hebeln der Macht sitzt.

Betrachtet man die Überreste der Free Syrian Army (manche sprechen davon, dass es sich nur noch um einige tausend Soldaten handeln soll), die zum Teil zu al-CIAda übergelaufen sind, während ein anderer Teil offene Gespräche mit der Assad-Regierung führt, verfestigt sich dieser Eindruck. Die erwähnten offenen Gespräche wurden erst im letzten Monat – eher unbeachtet von den Mainstreammedien – vom Independent-Korrespondenten Robert Fisk aufgedeckt. Dabei scheint es so zu sein, dass sogar in naher Zukunft ein gemeinsames Vorgehen von Armee und Überläufern gegen die Rebellen Terroristen möglich ist.

Bislang wird tunlichst der Eindruck vermieden, dass Assad diesen von außen inszenierten Krieg tatsächlich gewinnen und somit die territoriale Integrität Syriens von vor zweieinhalb Jahren wieder herstellen kann. Ansonsten müsste man sich mit einer Vielzahl an militärischen und diplomatischen Tricks – wie der Umgang mit den wieder erstarkenden Kurden aussehen soll oder wie man den mächtigen Apparat der ausländischen Extremisten entscheidend schwächt – beschäftigen, um einen Gesichtsverlust zu vermeiden. Insbesondere die letztere der beiden genannten Optionen haben die beiden Supermächte des Kalten Kriegs in ihren provozierten und gesteuerten Konflikten nicht wahrgenommen.

Bashar al-Assad

Bashar al-Assad – Bildquelle: Wikipedia / Fabio Rodrigues Pozzebom / ABr

Der syrische Präsident Assad profitiert von diesen Entwicklungen. Galt Syrien 2011 noch als das „sicherste Land im Nahen Osten“, lag das Land ein Jahr später in Ruinen und es sah danach aus als würde es unter dem militärischen Druck der Rebellen Terroristen zusammenbrechen. Doch Assad konnte sich – auch durch die Unterstützung aus Russland und der Hisbollah – der Übermacht der Extremisten erwehren und feierte eine Vielzahl an militärischen Erfolgen. Bis es zu den vermeintlichen Giftgasattacken in Syrien kam, in dessen Folge besonders die US(t)A(si) militärisch eingreifen und die Rebellen Terroristen unterstützen wollte.

Doch diese Bedrohung einer Intervention durch den Westen hat sich, dank russischer Diplomatie und US-amerikanischer Ungeschicktheiten, stark reduziert. Auch weil die Annäherungen zwischen den US(t)A(si) und dem Iran die Schlagzeilen beherrschen und ein Eingreifen damit noch unwahrscheinlicher wird. In der nahen Zukunft scheint somit eine – auch durch ein verstärktes Engagement Russlands in Syrien – Verlängerung der Amtszeit Assads möglich.

William Polk, ehemaliger Top-Analyst und Mitglied des Krisenmanagementteams in der Kuba-Krise,  sagte in einer kürzlich veröffentlichten Analyse, dass die US-russichen Vereinbarungen zu den syrischen Chemiewaffen

zwischen 5 und 10 Tausend russische Soldaten und wahrscheinlich die doppelte Anzahl an UN-Kräften

benötigen wird. Polk fügte hinzu, dass

mit der russsichen Präsenz in Syrien und dem notwendigen Schutz sowohl der russischen Soldaten und der UN-Kräfte eine militärische Intervention noch unwahrscheinlicher wird.

Zwar hält sich Moskau diesbezüglich noch sehr bedeckt, aber es ist bereits zu stark in Syrien involviert als dass Russland nicht federführend bei einer Vernichtung des Chemiewaffen aktiv wird. Selbst der NATO-Generalsekretär nimmt Russland dafür in die Pflicht.

Noch geben die internationalen Unterstützer der Rebellen Terrorsiten – insbesondere Saudi-Arabien – nicht auf. Die Kämpfe werden genauso verbissen und brutal geführt wie zuvor. In einem Interview mit dem Foreign Policy Magazine gab der Syrienexperte Joshua Landis an, dass die saudische Entscheidung den Sitz im UN-Sicherheitsrat abzulehnen, nur Druck von Riad nehmen sollte seinen Kurs bezüglich Syrien zu ändern.

Wenn die Saudis den Sitz angenommen hätten, hätten sie der Führung der US(t)A(si) und Russlands folgen müssen. Es wäre massiver Druck aufgebaut worden, dass Saudi-Arabien die Unterstützung von Salafisten und anderen extremen Kräften in Syrien einstellt. Und das wollten sie nicht tun. Russland und die US(t)A(si) hätten gesagt: ‚Ihr seid jetzt Teil der UN und ihr müsst daher die Verbindungen zu den syrischen Rebellen Terroristen lösen und aufhören ihnen Waffen  und Geld zu schicken.‘ Aber Saudi-Arabien wollte diese Einschränkungen nicht hinnehmen.

Denn der extremistische Flügel der Rebellen Terroristen ist immer noch sehr stark, kontrolliert große Gebiete im Norden Syriens und stößt regelmäßig in Richtung Damaskus vor. Und auch der „Nachschub“ an Rebellen Terroristen ist ungebrochen, während die Zahl der Toten bei der syrischen Armee weiterhin steigt und höher liegen dürfte als die bei den Gegnern.

Golanhöhen im Winter

Golanhöhen im Winter – Bildquelle: Wikipedia / Onn Lahav

Aber mit der Verdrängung der „moderateren“ Rebellen Terroristen durch die Extremisten verliert die Opposition immer mehr und schneller die Unterstützung bei den Syriern, die gegen Assad eingestelt sind. Es hilft dabei kaum, dass in manchen Gebieten die Menschen von den Extremisten aufgefordert werden Hunde und Katzen zu essen, falls sie dem Hungertod entkommen wollen. Und die Aussichten für diese Menschen werden immer schlechter, da der Winter vor der Tür steht.

Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass diese Syrier, die in den von den Rebellen Terroristen kontrollierten Gebieten wohnen und die den kommenden Winter überleben, noch einen weiteren dieser Art erleben wollen. Und sollte Assad wirklich bei den Wahlen im nächsten Sommer antreten, könnten sogar deswegen viele dieser Menschen Assad wählen.

Doch wie immer gilt in diesen Fällen: Nichts ist in Stein gemeiselt. Die Saudies und ihre Verbündeten haben noch den einen oder anderen Trumpf im Ärmel, um die Annäherungen zwischen den US(t)A(si) und dem Iran zu torpedieren. Und somit Syrien wieder in den Fokus zu rücken.

Quellen:
A Syrian solution to civil conflict? The Free Syrian Army is holding talks with Assad’s senior staff
William Polk on Syria: What Now?
This Is Not How a Protection Racket Is Supposed to Work
French intelligence sees steep rise in Western jihadists flocking to Syria
Syrian clerics plead for help after fatwa on eating dogs and cats

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