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Systemfrage: Nein, die Finanzkrise ist nicht vorbeiLesezeit: 7 Minuten

Börse - Bildquelle: Pixabay / geralt; CC0 Creative Commons

Börse – Bildquelle: Pixabay / geralt; CC0 Creative Commons

Im Nachfolgenden eine Übersetzung des Artikels No, the Financial Crisis Is Not Over von Thorsten Polleit (Mises Institute). Eigene Anmerkungen zum Artikel am Ende der Übersetzung.


Der Zusammenbruch der kalifornischen Silicon Valley Bank (und der Signature Bank in New York) am 10. März 2023 hat Schockwellen durch das internationale Finanzsystem geschickt. Er ließ nicht nur Bankaktien und Bankanleihen stark fallen, sondern zwang auch den angeschlagenen Bankenriesen Credit Suisse endgültig in die Knie. Die Schweizer Bank musste gerettet werden und wurde am 19. März 2023 von der UBS übernommen. In einer weiteren Welle der Marktangst geriet die Deutsche Bank, eine weitere global systemrelevante Bank, unter Druck: Ihr Aktienkurs fiel drastisch, und die Credit-Default-Swap-Spreads auf ihre Verbindlichkeiten schnellten in die Höhe.

In der Zwischenzeit scheint der Marktstress jedoch nachgelassen zu haben. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die Federal Reserve (Fed) und das US-Finanzministerium es geschafft haben. Die Fed öffnete ihre Finanzierungshähne für die Banken und versorgte sie mit den erforderlichen Mitteln. Dadurch wurde die sich anbahnende Liquiditätskrise weggespült. Das US-Finanzministerium garantierte die (bis dahin) nicht versicherten Einlagen der Banken, was die Ängste der Menschen beruhigte und ihnen weniger Anreiz gab, ihre Gelder von den Banken abzuziehen, insbesondere von kleinen und mittleren Banken, um sie bei größeren Banken anzulegen.

Es wäre jedoch verfrüht zu sagen, dass die Bankenkrise vorbei ist. Nach vernünftigen ökonomischen Gesichtspunkten könnte sich die Lage nur allzu leicht zum Schlechten wenden. Der Grund dafür ist das System des ungedeckten Papiers, des sogenannten Fiat-Geldes. In einem Fiat-Geldsystem schaffen die Banken durch Kreditausweitung neue Geldsummen, was mit einer künstlichen Unterdrückung der Marktzinsen einhergeht. Dies wiederum führt zu einem anfänglichen Boom, der früher oder später in einer Pleite endet, weil verzerrte Marktzinsen zu Überkonsum und Fehlinvestitionen führen.

In einem Papiergeldsystem arbeiten die Banken mit fraktionierten Reserven: Sie halten nur einen Bruchteil ihrer unmittelbaren Zahlungsverpflichtungen gegenüber ihren Kunden in Form von Bargeld (Banknoten und Zentralbankguthaben). In normalen Zeiten scheint dies kein Problem zu sein. In Zeiten von Marktstress können die Dinge jedoch unangenehm werden: Die “latente Illiquidität” der Banken könnte zu einem Bank-Run führen. Natürlich kann die Zentralbank notleidenden Banken praktisch jederzeit das benötigte Bargeld zur Verfügung stellen; ein Liquiditätsengpass kann somit behoben werden. Es kann jedoch ein noch größeres Problem entstehen.

Eine Liquiditätskrise im Bankensystem kann sich zu einer Kreditkrise ausweiten, d. h. die Anleger befürchten, dass Kreditnehmer nicht mehr in der Lage sein könnten, ihre Schulden zu bedienen. Und warum? Banken, die mit einem Liquiditätsproblem konfrontiert sind, werden vorsichtiger, wenn es um Kreditrisiken geht. Ihr Kreditangebot wird weniger reichhaltig und teurer. Dies führt zu Zahlungsausfällen und Unternehmensinsolvenzen. Genau durch einen solchen Prozess – man könnte ihn als “Kreditklemme” bezeichnen – wird ein Boom zu einer Pleite. Die Banken erleiden Verluste und schränken ihr Kreditangebot noch mehr ein, dann steuert die Wirtschaft auf eine Rezession oder gar Depression zu.

Nach vielen Jahren ultraniedriger Kreditkosten wird die Zinserhöhungsorgie der Zentralbanken höchstwahrscheinlich zu einer deutlichen Verlangsamung des Wachstums, wenn nicht sogar zu einer Rezession führen. Das Geldmengenwachstum in den USA ist sowohl nominal als auch real negativ, was eine direkte Folge der höheren Zinssätze und der Schrumpfung der Fed-Bilanz ist und auf einen Rückgang der Wirtschaftstätigkeit hindeutet. Auch das Wachstum der Bankkredite hat sich erheblich verlangsamt und ist real (inflationsbereinigt) ebenfalls negativ. Die monetären Entwicklungen im Euro-Gebiet sind recht ähnlich.

Daher sind die Chancen für eine künftige erhebliche Verlangsamung des Wirtschaftswachstums, ja sogar für einen Rückgang der Produktion und einen Anstieg der Arbeitslosigkeit, hoch. Ein solches Szenario ist umso wahrscheinlicher, als viele Volkswirtschaften hoch verschuldet sind, was bisher durch sehr niedrige Zinsen finanziert wurde und nun zu deutlich höheren Kreditkosten refinanziert werden muss. Sobald die ersten Schuldner in Verzug geraten, wird sich die Sorge vor weiteren Ausfällen wie ein Lauffeuer verbreiten, und das Risiko eines Zusammenbruchs des Schuldenbergs steigt.

Was werden die Zentralbanken in einem solchen Szenario tun? Höchstwahrscheinlich würden sie in erster Linie das Bankensystem und staatliche Einrichtungen am Leben erhalten und alles tun, um Zahlungsausfälle zu verhindern. Das Ziel, die Inflation der Konsumgüterpreise zu senken, steht an zweiter Stelle. Die Inflation würde als kleineres Übel betrachtet, das man in Kauf nimmt, um ein vermeintlich noch größeres Übel zu verhindern. Was also als Liquiditätskrise begann, wird zu einer Kreditkrise und schließlich zu einer Währungskrise, d. h. die Menschen verlieren das Vertrauen in die Kaufkraft des Geldes.

Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll, physisches Gold und Silber als Teil eines liquiden Portfolios zu halten. Gold und Silber können nicht durch die Ausweitung der Geldmenge durch die Zentralbanken (d. h. ihre Inflationspolitik) entwertet werden, und Edelmetalle bergen kein Kontrahentenrisiko wie Bankeinlagen. Am wichtigsten ist jedoch, dass die Gold- und Silberpreise aus unserer analytischen Sicht günstig sind. Vielleicht liegt das daran, dass viele Anleger davon ausgehen, dass die Bankenkrise überwunden ist. Wir würden vor einer solchen Schlussfolgerung warnen und sagen: Es ist noch nicht vorbei; es ist besser, zumindest etwas physisches Gold und Silber zu halten.

Der österreichische Wirtschaftswissenschaftler Ludwig von Mises (1881-1973) kannte das Problem nur zu gut. Bereits 1951 schrieb er:

Die Politiker stehen der Krise, die sie heraufbeschworen haben, hilflos gegenüber. Sie können keinen anderen Ausweg empfehlen als mehr Inflation oder, wie sie es jetzt nennen, Reflation. Das Wirtschaftsleben soll “wieder angekurbelt” werden durch neue Bankkredite (d.h. durch zusätzliche “Umlauf”-Kredite), wie es die Gemäßigten fordern, oder durch die Ausgabe von neuem staatlichem Papiergeld, was das radikalere Programm ist.

Aber die Vermehrung der Geldmenge und der treuhänderischen Medien wird die Welt nicht bereichern oder das aufbauen, was der Destruktionismus niedergerissen hat. Die Ausweitung des Kredits führt zwar zunächst zu einem Boom, aber früher oder später muss dieser Boom zusammenbrechen und eine neue Depression herbeiführen. Mit Bank- und Währungstricks kann nur eine scheinbare und vorübergehende Erleichterung erreicht werden. Auf lange Sicht müssen sie die Nation in eine tiefere Katastrophe stürzen. Denn der Schaden, den solche Methoden dem nationalen Wohlstand zufügen, ist umso größer, je länger es den Menschen gelungen ist, sich mit der Wohlstandsillusion zu täuschen, die die ständige Kreditschöpfung heraufbeschworen hat.

(Teil-/Übersetzung des Artikels No, the Financial Crisis Is Not Over von Thorsten Polleit, Mises Institute):


Anmerkungen www. konjunktion.info: Polleit fasst das bisherige Verhalten der Banken und das bisher zu erwartende, anschließende “Umgehen mit einer solchen Krise” richtig zusammen, geht aber davon aus, dass das System weiter Bestands haben soll/wird. Heißt, dass er einen gewollten Systemumbau nicht als Möglichkeit erkennt bzw. daraus abgeleitet, dass eine gezielte Krise mit einem de facto vorausgeplanten Ende für ihn keine Möglichkeit ist. Ich denke Polleit liegt damit falsch. Den Internationalisten/Globalisten/Eliten (IGE) ist es vollkommen egal, ob a) die Inflation die Bürger komplett verarmt, b) es zu Millionen von Toten dadurch kommt und c) die Wirtschaft einen Totalschaden erleidet. Ihnen ist es wichtig, am Ende der Transformation wieder auf den Plätzen zu sitzen, auf denen sie seit Jahrhunderten sitzen. Ihr Ziel ist es mit den aktuellen Krisen eine Bewusstseinswerdung der Menschen zu verhindern, in dem sie Angst und Panik künstlich erzeugen und diese Flamme ständig befeuern. Denn würden die Menschen ein Bewusstsein für ihre Situation, für die Drahtzieher und Profiteure des Systems entwickeln, und vor allem erkennen, dass sie selbst die Macht und Kraft sind die Zukunft zu gestalten, wäre dies gleichbedeutend mit dem Ende der IGE. Und davor haben die IGE selbst die größter Panik und Angst.

Quellen:
No, the Financial Crisis Is Not Over
Socialism: An Economic and Sociological Analysis

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Ein Artikel bildet zwangsweise die Meinung eines Einzelnen ab. In Zeiten der Propaganda und Gegenpropaganda ist es daher umso wichtiger sich mit allen Informationen kritisch auseinander zu setzen. Dies gilt auch für die hier aufbereiteten Artikel, die nach besten Wissen und Gewissen verfasst sind. Um die Nachvollziehbarkeit der Informationen zu gewährleisten, werden alle Quellen, die in den Artikeln verwendet werden, am Ende aufgeführt. Es ist jeder eingeladen diese zu besuchen und sich ein eigenes Bild mit anderen Schlussfolgerungen zu machen.
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7 Antworten

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  1. 18. April 2023

    […] Der Zusammenbruch der kalifornischen Silicon Valley Bank (und der Signature Bank in New York) am 10. März 2023 hat Schockwellen durch das internationale Finanzsystem geschickt. Er ließ nicht nur Bankaktien und Bankanleihen stark fallen, sondern zwang auch den angeschlagenen Bankenriesen Credit Suisse endgültig in die Knie. — Weiterlesen http://www.konjunktion.info/2023/04/systemfrage-nein-die-finanzkrise-ist-nicht-vorbei/amp/ […]

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