Normopathie: Der gesellschaftliche Zwang des Mitmachens

Gesellschaft - Bildquelle: PixabayGesellschaft - Bildquelle: Pixabay

Gesellschaft – Bildquelle: Pixabay

Unter dem Begriff Normopathie versteht man eine übermäßige Anpassung an gesellschaftliche Normen und Erwartungen, die so weit geht, dass sie die individuelle Persönlichkeit unterdrückt und zu psychischen oder psychosomatischen Beschwerden führen kann. Menschen mit normopathischem Verhalten streben zwanghaft danach, als „normal“ zu gelten, als Teil der Gruppe angesehen zu werden – was zu einer Entfremdung von ihren eigenen Bedürfnissen und Werten führen kann.​

Der Begriff wurde erstmals 1972 von dem Psychiater Erich Wulff eingeführt. Er beschrieb damit Persönlichkeitsstrukturen, die sich durch eine zwanghafte Konformität mit gesellschaftlichen Normen auszeichnen. Später griffen Psychoanalytiker wie Joyce McDougall und Christopher Bollas das Konzept auf. McDougall prägte den Begriff „Normopathie“ in ihrem Werk Plea for a Measure of Abnormality, während Bollas in den 1970er und 1980er Jahren das Phänomen als „normotische Störung“ beschrieb, bei der Individuen ihre eigene Persönlichkeit zugunsten gesellschaftlicher Erwartungen unterdrücken .​

Normopathie äußert sich in einer übermäßigen Anpassung an soziale Normen, wobei individuelle Bedürfnisse und Gefühle unterdrückt werden. Dies kann zu verschiedenen psychischen und psychosomatischen Symptomen führen, darunter Angstzustände, Depressionen und somatoforme Störungen. Da das Verhalten oft als gesellschaftlich akzeptiert gilt, wird die zugrunde liegende Problematik häufig nicht erkannt oder behandelt.​

In der modernen Gesellschaft wird Normopathie zunehmend als ein weit verbreitetes Phänomen betrachtet. Der gerade in alternativen Bereich bekannte Psychotherapeut Hans-Joachim Maaz beschreibt in seinem Buch Das falsche Leben die Gesellschaft als „normopathisch“, in der viele Menschen ein „falsches Selbst“ entwickeln, um den Erwartungen gerecht zu werden. Auch der Autor Christian Dittrich-Opitz thematisiert in seinem Buch Normopathie – Das drängendste Problem unserer Zeit die Gefahren einer übermäßigen Anpassung und ruft dazu auf, kritisch zu denken und die eigene Individualität zu bewahren.​

Gerade letzteres wird den Menschen durch „gesellschaftlichen Druck“ immer mehr verwehrt, wenn wir uns an die Plandemie erinnern, an den irrsinnigen Wokeimus oder die „gesellschaftliche Einordnung“ Ukraine-Russland, weil soziale Konformität immer mehr über kritische Reflexion gestellt wird.

1. Plandemie

Normopathische Tendenzen waren in der Plandemie sehr stark zu erkennen als ein Großteil der Bevölkerung Maßnahmen oder Narrative unkritisch übernommen haben – nicht aus Überzeugung, sondern aus sozialem Druck oder Angst vor Abweichung. Die massive Anpassung an wissenschaftlich vollkommen unbewiesenen Normen wie „Maske tragen“, „Impfen“ oder „Social Distancing“ waren Ausdruck einer normopathischen Gesellschaft, in der Abweichler stigmatisiert wurden (Stichwort: Cancel Culture, „Impf“druck). Insbesondere Hans-Joachim Maaz hat sich hierzu mehrfach kritisch geäußert und die Plandemie als „Spiegel einer gestörten Gesellschaft“ interpretiert.

2. Wokeismus

Der „Wokeismus“ zeigt aus normopathischer Sicht vielleicht sogar noch klarere Merkmale: Starke soziale Sanktionierung bei Abweichung von als „korrekt“ definierten Haltungen (z. B. bzgl. Genderwahn, Rassismus, Sprache). Der Zwang zur Zustimmung oder zumindest zur Anpassung an „woke“ Sprach- und Denkregeln muss besonders in Deutschland als Ausdruck normopathischen Gruppendenkens interpretiert werden, bei dem individuelle Nuancen und Zweifel keinen Platz haben.

3. Russland-Ukraine-Krieg

Auch hier lässt sich eine normative Spaltung beobachten: Die westlichen Narrative (z. B. „Putin = Böse“, „Ukraine = Opfer“, „Waffenlieferungen = richtig“) sind in vielen Medien und sozialen Diskursen quasi alternativlos gesetzt. Menschen, die differenziertere oder abweichende Positionen einnehmen, werden vorschnell als „Putinversteher“, „illoyal“ oder neuerdings als „demokratiefeindlich“ diffamiert. Aus meiner Sicht muss man das als Ausdruck normopathischer Tendenzen verstehen, bei denen gesellschaftlicher Konsens über kritische Reflexion dominiert.

Conclusio

In einer normopathischen Gesellschaft wird das Krankhafte zur Normalität, und das Normale erscheint als krank. – Hans-Joachim Maaz

Ob man Normopathie als bestimmenden Teil dieser Phänomene ansieht, hängt davon ab, wie viel sozialer Anpassungsdruck, intolerante Meinungsdynamiken und psychosozialer Konformitätszwang man jeweils erkennen will. Für mich persönlich ist die Einordnung eineindeutig: Natürlich ist es eine subjektive Diagnose und weniger um einen Blick durch eine gesellschaftskritische Linse – aber unsere Gesellschaft bricht unter dem Druck der gewollten Konformität zusehens auseinander. Während der überwiegende Teil sich der Normopathie „hingibt“, ist ein nicht zu ignorierender Teil von bis zu (meine Schätzung) 20-25% der Bevölkerung der Indoktrination und der Vorgaben überdrüssig und stellt sich – meist still und leise – gegen diese. Ein Pfund, das weder wir noch die Regime unterschätzen sollten bzw. werden.

Normopathie verstehe ich als gesellschaftlichen Zwang des Mitmachens – genauer gesagt als eine tief verinnerlichte Anpassung an soziale Normen, die oft nicht hinterfragt, sondern als „richtig“ oder „alternativlos“ empfunden wird. Wir sollten (endlich wieder) dafür sorgen, dass das Hinterfragen zur Regel und nicht zur Ausnahme wird.

Quellen:
#119 | Normopathie: Normalität als Pathologie – das drängendste Problem unserer Zeit | Christian Dittrich-Opitz
Normopathie – Das drängendste Problem unserer Zeit: Selber denken – kritisch bleiben Taschenbuch – Christian Dittrich-Opitz
About: Normopathie
Wikipedia (fr) – Normopathie
Wikipedia (de) – Normopathie

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