China: Kein Internetzugang ohne vorherige Freischaltung per Gesichtserkennung – Orwell 2.0

Panoptisches Gefängnis zur leichteren Überwachung der Gefangene - Bildquelle: Wikipedia / FrimanPanoptisches Gefängnis zur leichteren Überwachung der Gefangene - Bildquelle: Wikipedia / Friman

Panoptisches Gefängnis zur leichteren Überwachung der Gefangene – Bildquelle: Wikipedia / Friman

Chinas Regierung setzt seine Orwellschen Praktiken fort und hat dieser Tage bekannt gegeben, dass seine Bürger nur noch nach Identifikation per Gesichtserkennung das Internet benutzen dürfen. Ab dem 1. Dezember wird diese Vorgabe des Social Credit Systems umgesetzt. Ab diesem Zeitpunkt müssen alle Chinesen, die einen Internetzugang zuhause oder per Smartphone haben wollen diesen Prozess durchlaufen, um ihre Identität zu bestätigen.

Diese Ausweitung des Social Credit Systems auf die Internetnutzung wird massive Folgen für die dortige Bevölkerung haben. Denn ab dann fließt jede aufgerufene Website in die Bewertung eines jeden Bürgers ein.

Das neue Gesetz wurde am 27. September veröffentlicht und beinhaltet drei Forderungen der chinesischen Regierung an die Telekomunikationsunternehmen:

Erstens müssen alle Telekommunikationsunternehmen anhand der Gesichtserkennung prüfen, ob ein Antragsteller, der eine Internetverbindung beantragt, der Inhaber des Ausweises ist, den sie seit dem 1. Dezember verwenden. Gleichzeitig müssen die Unternehmen prüfen, ob der Ausweis echt und gültig ist.

Zweitens müssen alle Telekommunikationsunternehmen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen ihres Dienstes aktualisieren und allen Kunden mitteilen, dass sie ihre Handy-SIM-Karte nicht bis Ende November 2019 an eine andere Person übertragen oder weiterverkaufen dürfen.

Drittens sollten Telekommunikationsunternehmen ihren Kunden dabei helfen zu überprüfen, ob es Handy- oder Festnetznummern gibt, die nicht zu ihnen gehören, aber seit dem 1. Dezember unter ihrem Namen registriert sind. Bei nicht identifizierten Nummern müssen die Telekommunikationsanbieter die Leitungen sofort untersuchen und schließen.

(First, all telecom carriers must use facial recognition to test whether an applicant who applies for internet connection is the owner of the ID that they use since Dec. 1. At the same time, the carriers must test that the ID is genuine and valid.

Second, all telecom carriers must upgrade their service’s terms and conditions and notify all their customers that they are not allowed to transfer or resell their cell phone SIM card to another person by the end of November 2019.

Third, telecom carriers should help their customers to check whether there are cell phone or landline numbers that don’t belong to them but registered under their names since Dec. 1. For unidentified numbers, the telecom carries must investigate and close the lines immediately.)

Ein weiteres “Pilotprogramm” Pekings setzt ebenfalls auf die Gesichtserkennung. Dabei geht es um die Bezahlung der Nutzung der U-Bahnen und Züge per Gesichtserkennung. Zudem plant Peking seine über 170 Millionen Überwachungskameras mit Künstlicher Intelligenz und den Gesichtserkennungstechniken zu verbinden, um den Traum aller Überwacher und Kontrolleure zu kreieren. Zusammen mit dem Social Credit System, das die chinesischen Bürger nach ihrem Verhalten beurteilt, belohnt oder bestraft, gibt es für die Chinesen dann kein Entkommen mehr vor dem Staat. Laut der US-Forschungsgruppe IDC soll China im letzten Jahr allein 10,6 Milliarden US-Dollar für neue Videoüberwachungsgeräte ausgegeben haben. IDC geht davon aus, dass Peking 2023 20,1 Milliarden dafür ausgeben wird und dass bis 2022 2,76 Milliarden Kameras installiert sein werden.

Schon heute sind die chinesischen Städte, Schulzimmer und sogar einige öffentliche Toiletten mit Gesichtserkennungstechnik zugepflastert. Als wäre das noch nicht besorgniserregend genug, haben chinesische Forscher ein System (basierend auf Künstlicher Intelligenz) entwickelt, dass eine 500 Megapixel-Kamera steuert und nutzt. Damit kann ein gesamtes Fußballstadion auf einem überdimensionalen Bild erfasst und eine einzelne Person gezielt gefunden werden.

China entwickelt sich in Siebenmeilenstiefeln zu einem wahren Alptraum von Überwachung, Kontrolle und staatlicher Repressionen. Bei den Protesten in Hong Kong setzen viele inzwischen Laserpointer ein, um die Überwachungskameras “zu blenden”, oder besprühen die Linsen der Kameras.

Die neueste Entwicklung, dass Internetnutzer sich per Gesichtserkennung “freischalten” müssen, ist ein enormer Schritt hin zu einer dystopischen Gesellschaft. Die offensichtlichste Frage ist natürlich, wie lange es dauert es, bis solche Forderungen und Techniken auch hier bei uns kommen? Sicherlich wird nicht allzu viel zeit vergehen, bis die ersten entsprechenden Äußerungen auch bei uns von der Politikerkaste aufgestellt werden.

Quellen:
Chinese Citizens Will Be Required To Scan Their Faces To Use The Internet
Beijing Launches New Rule: Residents Must Pass Facial Recognition Test to Surf Internet
Facial Recognition for a Free Travel Ticket in China? Welcome To Orwell’s 1984
China’s ‘Big Brother’ surveillance technology isn’t nearly as all-seeing as the government wants you to think
IDC Releases China Video Surveillance Equipment Tracker Report AI & 5G Bring Video Surveillance to a New Era
China a Major Exporter of AI Surveillance Tools that Violate Citizens’ Rights: Report
Die Hauptschule in Hangzhou führt die Gesichtserkennung ein und analysiert das Verhalten im Klassenzimmer
Der Beijing Tiantan Park wird verwendet, um zu verhindern, dass Toilettenpapier der Gesichtserkennungs-Toilettenpapiermaschine überbelichtet wird
Scientists invent super camera
THE GOVERNMENT INTERNET ID PROPOSAL’S PROS AND CONS

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