Es reicht den Chinesen und sie haben die diplomatischen Handschuhe ausgezogen, um eine “Entamerikanisierung” der Welt zu beginnen. Das Mittel der Wahl stellt dabei die Schaffung einer neuen weltweiten Leitwährung dar.
In einem Artikel der chinesischen Zeitung Xinhua wird gezeigt, wie das ganze von statten gehen soll – und das wird nicht angenehm werden für die US-Eliten in Washington:
Aufgeschreckt durch den Shutdown in den US(t)A(si), als logische Kausalkette der von der Wall Street initierten Finanzkrise und den fabrizierten Kriegsgründen im Irak, Lybien und Syrien, lechzt die Welt nach einer Veränderung im Machtgefüge. Statt sich der Verpflichtung einer Führungsmacht zu stellen, hat die – nach eigenem Bekunden – letzte Weltmacht US(t)A(si) seinen Status als Supermacht missbraucht und sogar noch mehr Chaos in die Welt gebracht, indem es seine Risiken aus Finanzgeschäften weltweit exportiert, regionale Spannung wie in Lybien befeuert und ungerechtfertigte Kriege mit Lügengebilden begonnen hat.
Für Peking sind das die Gründe, warum eine “Entamerikanisierung” zwingend erfolgen muss. Beginnend mit einer Machtverschiebung zugunsten der anderen Mitgliedsländer im IWF und bei der Weltbank, die in der Schaffung einer neuen Leitwährung bzw. die Abschaffung des US-Dollars als Leitwährung enden soll.
Interessanterweise versucht China dabei nicht das komplette Bretton-Woods-System abzuschaffen – zumindest nicht in der nahen Zukunft. Denn den Chinesen ist durchaus bewusst, dass Reformen beim IWF durch die de facto Allmacht der US(t)A(si) in diesem Gremium seit 2010 durch Washington verhindert wurden. Geschickt in ihrer Strategie, bauen sie auf einen weiteren Bedeutungsverlust des US-Dollars, der sich auch im Handel zwischen den BRICS-Staaten wiederspiegelt. Beim Warenaustausch zwischen Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika spielt der US-Dollar eine immer geringere Bedeutung. Stattdessen setzt man auf einen Korb aus verschiedenen Währungen. Die “Entamerikanisierung” ist also schon im Gange, was auch die chinesische Charmoffensive in der letzten Woche bzgl. Südostasien gezeigt hat, die zu noch mehr Handel zwischen den südostasiatischen Ländern und China führen wird. Neue Vereinbarungen mit Indonesien, Malaysia und Australien, der Ausbau der Handelswege, die Anbindung Thailands an das chinesische Hochgeschwindigkeitszugnetz oder die Vereinbarung zwischen Vietnam und China, die Grenzstreitigkeiten aufzulösen, zeigen den Weg, um die bestehende US-Dominanz in Südostasien zu brechen.
Obwohl China auf einem Berg an US-Staatsanleihen sitzt – als Folge der Unterbewertung des Yuan gegenüber dem Dollar und den massiven Handelsbilanzüberschüssen mit den US(t)A(si) -, beginnt Peking seine Währung langsam immer mehr zu öffnen. So hat die chinesische Nationalbank letzte Woche mit der EZB eine Kreditlinie in Höhe von 45 bis 57 Milliarden US-Dollar vereinbart, was den Yuan auf der internationalen Bühne stärken und den Zugang auf den europäischen Markt erleichtern wird.
Zwar gibt es bislang kein offizielles Datum für eine vollständige Konvertibilität des Yuan zu anderen Währungen (Insider sprechen von 2017 bis 2020), aber China versucht sich mit diesen Maßnahmen aus dem US-Schuldensumpf und die Abhängigkeit zum US-Dollar zu lösen. Letztendlich setzten die Chinesen damit nur eine der Anweisungen Deng Xiaopings um:
Verhalte dich ruhig, sichere deine Position, verhandle geschickt und umsichtig, verschleiere deine Möglichkeiten, behalte ein geringes Bedeutungsprofil bei und beanspruche niemals eine Führungsrolle.
Die Zeit für einen Umbruch ist anscheinend für die Chinesen jedoch gekommen und sich aus Xiaopings Denkmuster zu befreien, da sie das westliche Modell des Kapitalismus und seiner Kultur als gescheitert erachten. Und der US-Shutdown ist nur die Verdeutlichung dieses Scheiterns, während sich China aufmacht die Führungsrolle im 21. Jahrhundert zu beanspruchen.
Aber dieser Vorgang wird nicht freiwillig durch die US(t)A(si) begleitet werden. Washingtons Eliten werden alles in die Waagschale werfen, um ein weiteres Erstarken Chinas zu verhindern. Imperien fallen nicht ohne andere in den Abgrund mitzureissen. Den Chinesen ist das klar, aber auch den Europäern?
Quelle:
Commentary: U.S. fiscal failure warrants a de-Americanized world