

Künstliche Intelligenz – Bildquelle: www.konjunktion.info (KI-generiert)
Dass Künstliche Intelligenz (KI) nichts mit Intelligenz zu tun hat, sondern eine reine Wahrscheinlichkeitsberechnung von Textbausteinen darstellt, die wiederum auf von Mensch er-/geschaffenen und er-/gedachten Wissen basiert, sollte eigentlich Allgemeinwissen darstellen. Trotzdem glauben viele Menschen tatsächlich, dass die KI „intelligent“ bzw. „allwissend und fehlerfrei“ wäre – was sie de fact natürlich nicht so ist, weil sie nur „angelerntes Wissen“ schnellstmöglich verarbeiten/durchforsten kann. Zahlreiche Berichte von „halluzinierenden KIs“ oder „massiven Fehler, ja gar Lügen“ von KI sind leicht im Netz zu finden und doch denken nicht nur Unternehmen, dass die Zukunft rein in KI-Systemen liegt. Dabei verschließen nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Menschen, die Augen (fast) vollkommen vor der „politischen Gefahr“ der/durch die KI.
So gab es im letzten Jahr zahlreiche Kommentare zu den potenziellen Gefahren der Künstlichen Intelligenz, unter anderem von KI-Experten wie Elon Musk, Yoshua Bengio, Geoffrey Hinton, Yann LeCun, Gary Marcus und anderen. Aber möglicherweise sind sie nicht die richtigen Ansprechpartner in dieser Frage, da die Gefahren der KI im Wesentlichen politischer Natur sind. Die meisten Wissenschaftler und technischen Experten, so intelligent sie auch sein mögen, haben keine Ausbildung in Politik. Sie verfügen in der Regel nicht über die Denkweise, um über Politik nachzudenken, mit Ausnahme der regulatorischen Auswirkungen auf ihren Sektor. Niemand erwartet von einem Erfinder, dass er die politischen und sozialen Auswirkungen seiner Erfindung versteht.
Der blinde Fleck der KI-Gefahren
Dies erklärt, warum diese KI-Experten in der Regel eher naive und einfallslose Kommentare zu den Gefahren der KI abgeben, wie z. B. „Wir müssen die Unternehmen dazu drängen, die KI zu pausieren.“, „Die Regierung muss sich auf jeden Fall einmischen.“, „Menschen können anderen mit KI Schaden zufügen.“, „Wir wollen nicht, dass KI in die falschen Hände gerät.“, weil „böswillige Akteure“ KI nutzen könnten usw. Außerdem werden die potenziellen Gefahren der KI manchmal heruntergespielt und manchmal übertrieben dargestellt. Allen diesen Einschätzungen der KI-Gefahren ist gemeinsam, dass sie den „bösen Akteur“ mit der schlimmsten Bilanz überhaupt nie erkennen: den Staat.
Dies ist eindeutig ein blinder Fleck. Für diese KI-Wissenschaftler existiert der grundlegende Unterschied zwischen Staat und Gesellschaft nicht; es ist immer ein kollektives „Wir“, das die potenziellen Gefahren der KI bewältigen muss. Genau diese Warnung hat Murray Rothbard in Anatomy of the State (1974) so deutlich zum Ausdruck gebracht:
Mit dem Aufstieg der Demokratie hat sich die Identifizierung des Staates mit der Gesellschaft verdoppelt … Der nützliche Sammelbegriff „wir“ hat es ermöglicht, die Realität des politischen Lebens ideologisch zu verschleiern.
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(With the rise of democracy, the identification of the State with society has been redoubled … The useful collective term „we“ has enabled an ideological camouflage to be thrown over the reality of political life.)
Obwohl es in diesem Zeitalter des staatsinterventionistischen und klientelistischen Kapitalismus schwierig ist, den Staat von der Gesellschaft zu unterscheiden, ist es dennoch unerlässlich, dies zu tun. Der Staat ist nach der gängigen Definition von Weber „eine menschliche Gemeinschaft, die (erfolgreich) das Monopol der legitimen Anwendung physischer Gewalt innerhalb eines bestimmten Territoriums beansprucht“. Der Staat unterscheidet sich somit von Natur aus radikal vom Rest der Gesellschaft. Wie Ludwig von Mises in „Freiheit und Eigentum“ warnte:
Der Staat ist im Wesentlichen die Negation der Freiheit.
Mit anderen Worten: Die Freiheit leidet, wenn der staatliche Zwang zunimmt. Obwohl die Macht der Vetternwirtschaft die Regierung beeinflussen kann, um eine Vorzugsbehandlung zu erhalten, wenn die Rechtsstaatlichkeit gebrochen werden kann (wie es oft der Fall ist), ist klar, wer die Zügel in der Hand hält. Es ist notwendig, den Mythos des „wohlwollenden Staates“ aufzugeben.
Vor diesem Hintergrund muss bei jeder neuen Technologie die Frage gestellt werden, inwieweit der Staat diese Technologie und ihre Entwicklung kontrolliert. In dieser Hinsicht ist die Bilanz der KI schlecht, da die meisten großen KI-Akteure (wie Google, Microsoft, OpenAI, Meta, Anthropic, usw.), ihre Gründer und ihre Kerntechnologien seit ihrer Gründung in bedeutender Weise durch US-amerikanische Regierungsmittel, Forschungszuschüsse und Infrastruktur unterstützt wurden. Die DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency) und die NSF (National Science Foundation) finanzierten die frühen Forschungen, die neuronale Netze (d. h. die Kerntechnologie aller großen KI-Labore von heute) erst möglich machten.
Diese Entwicklung ist keineswegs überraschend, da der Staat natürlich versucht, alle möglichen Mittel einzusetzen, um seine Macht zu erhalten und auszubauen (im Sinne der dahinter stehenden Machtstrukturen). Rothbard erneut:
Was der Staat natürlich vor allem fürchtet, ist jede grundlegende Bedrohung seiner eigenen Macht und seiner eigenen Existenz.
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(What the State fears above all, of course, is any fundamental threat to its own power and its own existence.)
Daher sollten die Bedrohungen durch KI von zwei Seiten betrachtet werden. Einerseits kann der Staat KI aktiv nutzen, um seine Macht und seine Kontrolle über die Gesellschaft zu stärken (wie oben beschrieben), andererseits könnte KI auch eine Herausforderung für den Staat darstellen, indem sie die Gesellschaft sowohl wirtschaftlich als auch politisch stärkt.
Wird KI das Machtgleichgewicht verschieben?
Die Bedrohung durch KI sollte daher im Hinblick auf ihre potenziellen Auswirkungen auf das unsichere Machtgleichgewicht zwischen Staat und Gesellschaft oder, um es soziologisch auszudrücken, zwischen der herrschenden Minderheit und der beherrschten Mehrheit bewertet werden. Dieses Verhältnis hängt davon ab, wer am meisten von neuen Machtinstrumenten wie der Druckerpresse, dem modernen Bankwesen, dem Fernsehen, dem Internet, den sozialen Medien und eben neuerdings der Künstlichen Intelligenz profitiert. In einigen Fällen nutzte der Staat diese Instrumente, um seine Kontrolle zu verstärken, aber einige von ihnen können auch die Gesellschaft stärken. So war beispielsweise das Fernsehen ein Medium, das wohl die Position der herrschenden Minderheit gestärkt hat, während soziale Medien derzeit den politischen Einfluss der Mehrheit auf Kosten der herrschenden Minderheit stärken. Die gleiche Frage stellt sich daher auch in Bezug auf KI: Wird KI den Staat auf Kosten der Gesellschaft stärken oder umgekehrt?
Wie oben zu sehen ist, hat sich der Staat schon vor langer Zeit mit KI befasst, bereits in der theoretischen und Anfangsphase. Heute liefert das Unternehmen Palantir des falschen Libertären Peter Thiel KI-Analysesoftware an US-Regierungsbehörden, um deren Überwachungs- und Kontrollmöglichkeiten über die Bevölkerung durch den Aufbau einer zentralisierten, nationalen Bürgerdatenbank zu verbessern (einschließlich der albtraumhaften Möglichkeit der „vorausschauenden Polizeiarbeit (predictive policing)“). Anthropic arbeitet ebenfalls mit Palantir und Amazon Web Services zusammen, um US-Geheimdiensten und Verteidigungsbehörden Zugang zu seinen KI-Modellen zu gewähren. Und Meta wird seine generativen KI-Modelle der US-Regierung zur Verfügung stellen. Es stimmt, dass solche Initiativen theoretisch die staatliche Bürokratie effizienter machen könnten, aber dies könnte die Bedrohung der individuellen Freiheit nur noch verstärken. Beunruhigend ist, dass diese Entwicklung als „normal“ angesehen wird und bei Journalisten und Experten der KI-Branche keine Aufmerksamkeit erregt.
Aus gesellschaftlicher Sicht wird KI letztendlich zu radikalen Veränderungen in Unternehmen und Produktivitätssteigerungen führen, die weit über die Informationsrevolution des Internets hinausgehen. Die politischen Folgen könnten erheblich sein, da KI jedem Einzelnen einen persönlichen Forschungsassistenten zur Verfügung stellen und einen einfacheren Zugang zu von Menschen erarbeitenden Wissen ermöglichen kann, selbst in Bereichen mit Gatekeepern. Routineaufgaben können von KI übernommen werden, wodurch Zeit für höherwertige Aufgaben, einschließlich politischem Engagement, frei wird. Beispielsweise kann KI das Verständnis und die Überprüfung von Regierungsaktivitäten erleichtern, indem sie Gesetze in einfacher Sprache zusammenfasst, Budgets und Ausgabendaten analysiert und Behauptungen in Echtzeit überprüft, wodurch die Wissenslücke zwischen Regierungen und normalen Bürgern verringert wird.
Natürlich könnte diese verstärkte politische Mitbestimmung der Gesellschaft behindert werden, wenn der Zugang zu KI an Bedingungen geknüpft ist. Wenn der Staat die Oberhand über KI behält, könnte dies Dissidenten schwächen und unabhängige Journalisten, die KI nutzen, durch Überwachung, Manipulation oder Schlimmeres diskreditieren, insbesondere wenn sich der Staat nur lose an seine verfassungsrechtlichen Beschränkungen gebunden fühlt. Dies ist leider nicht nur im Westen der Fall, sondern auch in den meisten anderen Staaten und supranationalen Organisationen.
Die Zukunft der KI – wie AGI, agentenbasierte KI und physische KI – wird diese Diskussion über die Gefahren der KI nur noch wichtiger machen. Diese Entwicklungen werden die Möglichkeit von Rechtsverletzungen durch den Staat erhöhen, aber auch die Chancen und möglichen Gegenmaßnahmen auf individueller und gemeinschaftlicher Ebene vergrößern. Vieles könnte davon abhängen, ob die zahlreichen KI-Funktionen der Zukunft überwiegend offen, dezentralisiert und verschlüsselt sein werden. Diese Zukunft ist noch ungewiss, aber der hier vorgestellte politische Rahmen bleibt wohl weiterhin gültig.
Die politischen Herausforderungen im Zusammenhang mit KI sind weitaus folgenschwerer, als die Datenwissenschaftler, die KI entwickeln, zu erkennen scheinen. Die Gefahren der KI entsprechen den Gefahren, die alle neuen Technologien mit sich bringen, wenn sie vom Staat missbräuchlich eingesetzt werden. Daher ist es unerlässlich, dass die Öffentlichkeit nicht nur über KI informiert wird und ihr Potenzial erkennt, sondern sie auch im größeren Kontext des politischen Kampfes um Freiheit betrachtet.
Quellen:
Halluzinationen von generativer KI und großen Sprachmodellen (LLMs)
Was Sind KI-Halluzinationen?
The Threats of AI Come from the State
Elon Musk on AI: one of humanity’s „biggest threats“
Yoshua Bengio: Democracy is not safe in an AI world | Talk to Al Jazeera
‘Godfather of AI’ shortens odds of the technology wiping out humanity over next 30 years
The Problem With ChatGPT, With Gary Marcus
Wikipedia en – Pause Giant AI Experiments: An Open Letter
ANATOMY OF THE STATE – MURRAY N. ROTHBARD
Britannica – state monopoly on violence
Liberty & Property – Ludwig von Mises
Tom DiLorenzo’s Guide to American History
Microsoft Wins Pentagon’s $10 Billion JEDI Contract, Thwarting Amazon
Meta now allows military agencies to access its AI software. It poses a moral dilemma for everybody who uses it
Defense Primer: Emerging Technologies
Artificial Intelligence and National Security
The West Needs Radical Political Change Towards Freedom
A Propaganda Model – Edward Herman & Noam Chomsky
Trump’s Deep State Palantir Pals Run Damage Control for Their Spy Plans
Trump’s Palantir-Powered Surveillance Is Turning America Into A Digital Prison – OpEd
Anthropic teams up with Palantir and AWS to sell AI to defense customers
Wikipedia en – Artificial general intelligence
Wikipedia en – Agentic AI
What is Physical AI?