

Biometrie – Bildquelle: Pixabay / TheDigitalArtist; Pixabay License
Aktuell arbeiten mindestens 70 bis 90 Staaten aktiv an einer nationalstaatlichen Initiative zu oder an einer digitalen Identität (dID). Leider findet sich keine exakte, vollständige und tagesaktuelle global konsolidierte Liste dazu, aber es ist davon auszugehen, dass in etwa die Hälfte aller Staaten weltweit an einer dID arbeiten.
Allein die 27 EU-Mitgliedsstaaten sind durch die neue eIDAS-2.0-Verordnung zur Einführung einer digitalen ID-Wallet (EUDI) bis 2026 verpflichtet. Weitere europäische Staaten wie die Schweiz, Norwegen und das Vereinigte Königreich sind ebenfalls aktiv mit eigenen Initiativen, die interoperabel zur EUDI-Wallet entwickelt werden oder bereits existierende nationale Lösungen weiterentwickeln. Auch außerhalb Europas wie beispielsweise in Philippinen, Thailand und Kanada wird an der Umsetzung nationaler digitaler Identitäten gearbeitet oder es werden Pilotprojekte dafür durchgeführt. Nicht zu vergessen globale Allianzen wie ID2020, die transnationale digitale Identitäten für möglichst alle Menschen weltweit anstreben.
Nun mögen einige sagen, dass der „Wust“ an verschiedenen dIDs eine Interoperabilität verhindern wird. Ein berechtigter und ausgehend von Erfahrungswerten richtiger und wichtiger Einwand. Jedoch wird aktiv an Schnittstellen und Interoperabilitätsstandards für digitale Identitäten gearbeitet, um die Interaktion und gegenseitige Anerkennung zwischen verschiedenen nationalen und sektoralen Lösungen sicherzustellen. So verpflichtet die neue EU-eIDAS-2.0-Verordnung die Mitgliedstaaten, Lösungen zu schaffen, die EU-weit interoperabel sind – insbesondere mit der European Digital Identity Wallet (EUDI-Wallet). Die EU setzt dabei auf harmonisierte technische und regulatorische Standards sowie gemeinsame Schnittstellenspezifikationen, die öffentlich dokumentiert und für Entwickler einsehbar sind.
Das Ziel ist, sektorübergreifend offene Schnittstellen zu nutzen, sodass sowohl staatliche als auch privatwirtschaftliche Anbieter in einem interoperablen Ökosystem agieren können. Nationale Umsetzungen, etwa in Deutschland, sehen eine zentrale Veröffentlichung von Schnittstellenspezifikationen für digitale Identitäten und Vertrauensdienste vor. Beispielsweise sind im Gesundheitsbereich und anderen Branchen übergreifende, offene Internationale Standards wie ISO, CEN, HL7-FHIR, IHE verbindlich oder empfohlen, sofern keine nationale Lösung existiert. Auch Nicht-EU-Staaten (z.B. Schweiz, Großbritannien) achten bei ihrer Entwicklung auf Interoperabilität mit europäischen Lösungen.
Interoperabilität ist also nicht nur ein politisches, gewolltes Ziel, sondern wird durch verbindliche Standards, regulatorische Vorgaben und spezielle Schnittstellenentwicklungen aktiv vorangetrieben.
Mit Aadhaar (Indien) und der European Digital Identity Wallet (EUDI) der EU haben sich zwei unterschiedliche Modelle mit je eigenen Stärken und geopolitischer Reichweite im Kontext der dID herauskristllisiert. Bereits vor über 10 Jahren hatte ich Aadhaar als Blaupause für das Kommende genannt, als sich noch niemand ernsthaft mit der Problematik der dID befasst hat, was mir damals gerne als Verschwörungstheorie unter die Nase gehalten wurde.
Aadhaar und die EUID gelten als die beiden wichtigsten und meistbeachteten Großprojekte im Bereich digitaler Identitäten – beide werden international als Vorbild zitiert und beeinflussen Standards und technische Entwicklungen maßgeblich.
Zu Einordnung:
Aadhaar ist das größte und eines der frühesten nationalen digitalen ID-Systeme und erreicht über 1 Milliarde Menschen in Indien. Es ist technisch ausgereift, sehr breit im Einsatz und für viele zentrale Verwaltungs- sowie Privatdienste „unerlässlich“. Besonders bemerkenswert ist, dass Aadhaar auch ohne Smartphone funktioniert (z.B. mit SMS oder E-Mail), was in Regionen mit niedriger technischer Infrastruktur entscheidend ist.
Die EUDI (European Digital Identity Wallet) ist der ehrgeizigste Versuch, in einem multistaatlichen Kontext mit hohen Anforderungen an Datenschutz, Interoperabilität und freiwillige Nutzung eine sichere, standardisierte digitale ID-Lösung zu etablieren. Sie setzt auf „datenschutzfreundliche Prinzipien“ (z.B. selektive Datenfreigabe, Dezentralität) und wird ab 2026 innerhalb der gesamten EU verpflichtend für die Mitgliedstaaten eingeführt. Das Ziel ist, „Bürger wie Unternehmen grenzüberschreitend den Zugang zu digitalen Verwaltungs- und Privatdiensten zu ermöglichen“.
Während Aadhaar häufig als pragmatisches Vorbild für große, bevölkerungsreiche Entwicklungsländer gesehen wird, wird die EUDI vielfach in Industrieländern und von internationalen Standardisierungsgremien als neuer Goldstandard diskutiert, weil sie besonderen Wert auf Kompatibilität, Grundrechte und technischen Fortschritt legt.
In zahlreichen Artikeln habe ich bereits auf die Gefahren und Risiken einer dID hingewiesen, möchte aber an dieser Stelle nochmals einen kurzen (aber unvollständigen) Überblick geben:
Dass gerade Staaten und Regierungen ein gesteigertes Interesse an der Einführung einer dID haben, habe ich ebenfalls bereits oftmals thematisiert. Auch hier nochmals ein kurzer (unvollständiger) Abriss:
Die Einführung digitaler Identitäten eröffnet für Staaten erhebliche Kontrollmöglichkeiten, die missbraucht werden können, um unbequeme Bürger digital auszuschließen oder zu überwachen. In Kombination mit einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC) – das eine kann ohne das andere nicht eingeführt bzw. entsprechend den Plänen der Internationalisten/Globalisten/Eliten (IGE) nicht wie gewünscht genutzt werden – ein Traum jeder Diktatur.
Und ja ich weiß, dass es technische Probleme geben wird, dass sich alte Menschen damit nicht zurechtfinden werden, dass ein Stromausfall o.ä. ein Thema ist, dass fehlende/vergessene Zugriffsdaten zu Problemen führen wird, und und und…
Aber all das wird die IGE nicht daran hindern die dID und CBDCs einzuführen bzw. es zumindest zu versuchen. Ihr eigenes Überleben hängt davon ab.
Quellen:
Wikipedia – Elektronische Identität
Digitale Identitäten in Asien
Digitale Identitäten
eIDAS 2.0: Neue Regeln für digitale Identität und Signatur in Europa
Trends 2025: Digitale Identität in Deutschland – zwischen Innovation und Regulierung
DICE Ecosystem 2025: Die Zukunft der digitalen Identität gestalten
Digital ID — weltweit für Aufsehen
Digitale Identität aller Menschen – Fortschritt oder globale Überwachung?
eIDAS Summit 2025: Impulse für Europas digitale Identitäten
Vertrauensdienste & Digitale Identitäten
Standardisierung bei der Digitalisierung der Verwaltung
Anhang A: Leitbild Digitales Gesundheitsamt 2025 PDF
European Digital ID: A Mere Aadhaar Copy or Something More?
A digital identity scheme for Europe … really #EUDI?
The European Digital Identity Wallet PDF
Digitale Verwaltung: Chance zur Teilhabe oder neue Hürde?
Digitale Identitäts-Wallets: Deutschland im Vergleich
9 facts about the EU Digital Identity Wallet PDF