Überwachung: Die Olympischen Spiele als Testfeld

Überwachungskamera - Bildquelle: Pixabay / ElasticComputeFarm; Pixabay LicenseÜberwachungskamera - Bildquelle: Pixabay / ElasticComputeFarm; Pixabay License

Überwachungskamera – Bildquelle: Pixabay / ElasticComputeFarm; Pixabay License

Dass Überwachung und Kontrolle der Massen für das Establishment von zentraler Bedeutung sind und aufgrund der Tatsache, dass der Widerstand in den Bevölkerungen gegen das vorherrschende System immer mehr zunimmt, dürfte niemanden sonderlich überraschen. Dass man Großereignisse gerne dazu nutzt, um neue Technologien einzuführen, zu testen und letztlich dauerhaft zu implementieren, genauso wenig. So dürfte es auch nicht besonders überraschen, dass die französische Regierung die Olympischen Spiele in Paris in wenigen Wochen dazu nutzt, eine neue Runde der Überwachung und Kontrolle einzuläuten.

In Vorbereitung auf die Olympischen Spiele hat Paris vor kurzem seine KI-Überwachungssysteme getestet und bei zwei Großveranstaltungen Technologien zur Überwachung von Menschenmengen eingesetzt.

Mit polizeilicher Genehmigung haben die Bahngesellschaft SNCG und das Verkehrsunternehmen RATP die Überwachungstests am vergangenen Wochenende durchgeführt. Die Tests fanden an vier Bahnhöfen in der Nähe eines Popkonzerts der Black Eyed Peas und eines Fußballspiels zwischen Paris Saint-Germain und Olympique Lyon statt.

Die beiden Unternehmen hatten Zugang zu den Bildern von 100 Kameras. An den Ein- und Ausgängen der Testgebiete wurden Schilder und Plakate angebracht, um die “Nutzer zu warnen”, berichtet der Fernsehsender TF1. Wobei sich hier die Frage stellt, warum man hier von “Nutzern” spricht anstatt von “Überwachten” – schließlich dürften die wenigsten sich freiwillig dazu bereit erklärt haben.

An diesem Wochenende wurde das System in Paris bereits zum zweiten Mal seit März erprobt, als es damals von der Polizei als weitgehend erfolgreich bezeichnet wurde.

Die Tests erfolgen in Vorbereitung auf die Olympischen Sommerspiele, wobei der Einsatz der KI-Überwachung vom 26. Juli bis zum 11. August geplant ist. Die Gesichtserkennung wird nicht zum Einsatz kommen, dafür aber Körperscanner, so die Beamten.

Die Software zur Analyse von Videostreams auf Bedrohungen im öffentlichen Raum wird von vier Unternehmen geliefert: Videtics, Orange Business, ChapsVision und Wintics. Das System erkennt acht verschiedene Kategorien von Ereignissen:

  1. Menschenansammlungen
  2. ungewöhnlich große Menschenmengen
  3. verlassene Gegenstände
  4. das Vorhandensein von Waffen
  5. den Gebrauch von Waffen
  6. eine Person am Boden
  7. Feuer
  8. Verstöße gegen die Verkehrsregeln

Der Einsatz von KI-Technologie in Paris ist jedoch bei Bürgerrechtsgruppen und einigen Gesetzgebern auf Kritik gestoßen.

Amnesty International, das Europäische Bürgerforum und Human Rights Watch haben sich gegen das im Mai 2023 verabschiedete Gesetz über die Olympischen Spiele ausgesprochen, das den Einsatz von KI-gestützter Überwachung legalisiert. In einem nachfolgenden Gerichtsbeschluss wurden Maßnahmen festgelegt, die verhindern sollen, dass das System zur Erfassung biometrischer Daten eingesetzt wird.

Kritiker haben davor gewarnt, dass das System zu einer “schleichenden Ausweitung” führen und Proteste unterdrücken könnte. Die Bedenken wurden durch Berichte über den Plan der Regierung unterstrichen, die Informationserfassung während der Olympischen Spiele um 20 Prozent zu steigern, einschließlich Bild- und Tonaufnahmen, Geolokalisierung, Abhörmaßnahmen und Datenerfassung, so die französische Tageszeitung Le Monde.

Französische Beamte verteidigten das Überwachungssystem mit dem Hinweis auf die “erhöhte Gefahr von Terroranschlägen”. Nach dem Anschlag in Moskau im März hatte das Land seine Terrorwarnstufe auf die höchste Stufe erhöht.

Das französische Innenministerium hat einen Bewertungsausschuss zur Überwachung der bürgerlichen Freiheiten während der Überwachungsversuche eingesetzt. Auch die französische Sportministerin Amelie Oudea-Castera hat darauf hingewiesen, dass der Algorithmus nicht das menschliche Urteilsvermögen ersetzt, das weiterhin entscheidend ist.

Zusätzlich zur Software plant Paris im Übrigen 400 zusätzliche Sicherheitskameras zu installieren, womit sich die Gesamtzahl auf etwa 4.400 erhöht.

Quellen:
Caméras de surveillance et intelligence artificielle : premiers tests grandeur nature avant les JO de Paris
How France plans to use AI surveillance to keep Paris 2024 Olympics safe
France adopts AI surveillance bill ahead of 2024 Olympics, drawing controversy
French top court OKs AI surveillance at Olympics but no biometrics
Paris 2024: French PM wants to increase secret service surveillance by 20% during the Olympics
French MPs battle over AI video surveillance cameras at Paris Olympics
JO 2024: Le protocole de la cérémonie d’ouverture hors normes se dévoile

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