Gesellschaft: Der ewige Faschismus nach Umberto Eco und der Versuch einer heutigen Einordnung

Totalitarismus - Bildquelle: Pixabay / 4508513; Pixabay LicenseTotalitarismus - Bildquelle: Pixabay / 4508513; Pixabay License

Totalitarismus – Bildquelle: Pixabay / 4508513; Pixabay License

Das System mit seinen angeschlossenen Darstellern aus Politik und Hochleistungspresse muss dieser Tage eine Volte nach der anderen schlagen, um die immer kritischer werdende Masse bei der Stange halten zu können.

Neuester Ausfluss dessen, sind die aus meiner Sicht weit im Vorfeld geplanten “Demonstrationen gegen Rechts”, die man aufgrund der “Recherchen von Correctiv” just dann lostrat als die Bauernproteste eine Größe annahmen, die dem System hätten gefährlich werden können. Zufall? Wohl kaum, wenn man die Professionalität, Schnelligkeit und die aufrufenden Organisationen betrachtet bzw. die daraufhin folgende Berichterstattung (Proteste gegen Rechts) vs. Minimalberichterstattung (Bauernproteste).

Wobei Volte eigentlich per Definition der falsche Begriff ist. Denn eine Volte ist eine

plötzliche, überraschende Änderung gegenüber dem bis dahin absehbaren Ablauf, üblichen Vorgehen, Argumentationsmuster.

Und welches Argumentationsmuster wir bei diesen gesteuerten Protesten sehen, ist ein altbekanntes: alles und jeder, der sich gegen das Mainstreamnarrativ stellt, dieses kritisch hinterfragt oder auch nur einen anderen Blick auf die Dinge wagt, ist rechts, rechtsextrem, antisemitisch, rassistisch, …

Umberto Eco, italienischer Schriftsteller, Philosoph und Medienwissenschaftler schrieb im Jahr 1995 einen langen Artikel mit dem Titel “Ur-Fasicm”, also “Ur-Faschismus” oder auch “ewiger Faschismus”. Darin befasste er sich mit dem Kern des Ur-Faschismus. Für Eco war der Begriff Faschismus schon Mitte der 1990er zu einem “Allzweckbegriff” geworden:

Nehmen Sie den Imperialismus vom Faschismus und Sie haben noch Franco und Salazar. Nehmen Sie den Kolonialsmus weg und sie haben noch den Balkanfaschismus der Ustascha. Fügen Sie dem italienischen Faschismus einen radikalen Antikapitalismus hinzu, (der Mussolini nie fasziniert hat) und Sie haben Ezra Pound. Addieren Sie einen Kult der keltischen Mythologie und die Gral-Mystik (völlig fremd dem offiziellen Faschismus) und Sie haben einen der angesehensten faschistischen Gurus, Julius Evola.

Der Ur-Faschismus Ecos kann anhand von 14 Punkten definiert/heruntergebrochen werden:

  1. Traditionen, der Kult der Überlieferung. Es kann keinen Fortschritt des Wissens geben, die Wahrheit wurde schon offenbart, es geht nur noch um den Erwachungsmoment bis alle diese Botschaft erkennen.
  2. Ablehnung der Moderne, Vernunft, Aufklärung – Irrationalismus.
  3. Blinder Aktionismus. Aktion geschehen um der Aktion willen, um die die Gefolgschaft bei der Stange zu halten und durch Aktionismus jeden Zweifel zu verdrängen. Denken gilt als Kastration.
  4. Kritik ist Hochverrat. In der Moderne ist kritischer Dissens ein Mittel zum Erkenntniswachstum. Im Faschismus ist Dissens Verrat, der Gegenwehr und Bestrafung nach sich zieht.
  5. Die Angst vor Anderem. Der erste Angriff geht gegen die geistigen “Eindringlinge”, die angeblichen “Zersetzer”. Jeglicher Faschismus ist rassistisch.
  6. Faschismus entspringt einer gesellschaftlichen, massenhaft geteilten Frustration, ohne dass die Massen einen kritischen Begriff von den gesellschaftlichen Verhältnissen und der sie in diesen Verhältnissen versteckten, sie ausbeutenden Herrschaft haben.
  7. Den der gesellschaftlichen Identität Beraubten sagt der Ur-Faschismus, dass das Eigentum an dem Land ihr Ursprungsrecht sei, das ihnen von niemanden genommen werden dürfe und könne.
  8. Der Feind ist gleichzeitig schwach wie auch stark. Daher gibt es eine Obsession für Verschwörungen, einen gewissen Verfolgungswahn. Ein permanentes Gefühl der Demütigung, des Zu-Kurz-Gekommen-Seins und dem daraus erwachsenden Rachedurst.
  9. Kampf als Selbstzweck. Es gibt keinen Kampf ums Überleben, sondern nur ein Leben für den Kampf.
  10. Verachtung für die Schwachen bzw. Elitedenken.
  11. Erziehung zum Heldentum, Heroismus als Norm. Auch ein Todeskult bzw. Totenkult ist oft anzutreffen.
  12. Machismo, Sexismus. Waffen als Phallusersatz.
  13. Gezielter Populismus: “In unserer Zukunft gibt es einen TV- oder Internet-Populismus, bei dem die emotionale Reaktion einer ausgewählten Gruppe von Bürgern als Stimme des Volkes präsentiert und akzeptiert werden kann.”
  14. Urfaschismus spricht Newspeak/Neusprech. Dabei ist wichtig zu erwähnen, dass Neusprech die Simplifizierung der Sprache meint und nicht komplexere Sprachregelung, die demnach zumeist im faschistischen Sinne bekämpft werden.

Nimmt man sich dieser 14 Punkte an und nimmt zudem einen Abgleich mit der aktuellen Situation vor, wird ersichtlich, dass wir sehr viele dieser Punkt inzwischen “erfüllen”:

  1. Stichwort: Science ist settled. Die Wissenschaft ist sich einig, dass z.B. der Mensch gemachte Klimawandel real ist.
  2. Stichwort: Plandemie und modRNA-Biowaffe. Aufklärung, Argumente werden gezielt ausgeblendet, zensiert oder deren Übermittler lächerlich gemacht.
  3. Stichwort: Inszenierte und gesteuerte Proteste gegen “Rechts”. Gleichschaltung der Meinungen mit nach außen getragener Projektion.
  4. Stichwort: Plandemie, modRNA-Biowaffe, Klimahoax: Kritiker werden bis hinunter auf die Ebene ihrer Existenz vernichtet – medial, gesellschaftlich, wirtschaftlich.
  5. Stichwort: Der alte weiße Mann. Es gibt nach offizieller Lesart keinen Rassismus gegen Weiße. Eine Aussage, die falsch ist und dessen Gegenteil sich jeden Tag ein bisschen mehr zeigt.
  6. Stichwort: Großer Neustart. Die Agenden des Establishment werden als Verschwörungstheorie gebrandmarkt, obwohl deren Umsetzung auf allen Ebenen erkennbar ist. Die Menschen leiden, ihre Lebensgrundlagen werden gezielt geschliffen, während die “Herrschaften” all das für sich in Anspruch nehmen, das sie den einfachen Menschen verbieten wollen.
  7. aktuell nicht zutreffend
  8. Stichwort: Russland und Rechte. Beide unterliegen einer gesellschaftlichen Obsession, dass beide an den aktuellen Zustände Schuld sind, obwohl es das Establishment und ihre jahrezehntelange Politik/Einflussnahme sind und waren.
  9. Stichwort: Anitfa und Co. Deren Existenz beruht nur auf dem angeblichen Rechtsruck. Dabei sind sie nur ein Werkzeug des Establishment zur Spaltung und zur Trennung, das gleichzeitig Angst erzeugen soll.
  10. Stichwort: WEF und andere elitäre Zirkel. Hier erübrigt sich eigentlich jedwede weitere Ausführung.
  11. aktuell nicht zutreffend
  12. Stichwort: Genderwahn. Sexismus und vor allem die überbordende Sexualisierung aller Lebensbereiche sind hier zu nennen. Von Masturbationsräumen in Kitas bis Gendertoiletten.
  13. Stichwort: Randgruppen als Taktgeber der öffentlichen Meinung. Sowohl die Klimakleber als auch die Genderbefürwörter sind hier unter anderem zu nennen. Eine kleine, aber dafür umso lautere Minderheit will der Mehrheit diktieren, was sie denken uns zu sagen hat.
  14. Stichwort: Sondervermögen oder humanitäres Eingreifen. Nichts macht die faschistischen Tendenzen deutlicher als die gezielte Vergewaltigung der Sprache(n). Und das wir in einer Zeit der “teuflischen Begriffsumkehrung” leben, können wir täglich mit einem Blick in die Massenmedien erkennen.

Bezeichnenderweise nehmen gerade Linke diese Punkte, um aufzuzeigen, dass konservative Meinungen Wegbereiter eines Neuen Faschismus sind bzw. die Merkmale des Ur-Faschismus aufweisen. Aus meiner Sicht ist aber genau das Gegenteil der Fall. Denn die oben aufgeführten Stichworte beziehen sich auf die heutige, links geprägte Politik und Gesellschaft in der heute alles und jeder Rechts ist, der sich nicht dem gewollten Narrativen unterwirft. Aber wie soll Ignazio Silone einst gesagt haben:

Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: “Ich bin der Faschismus.” Nein, er wird sagen: “Ich bin der Antifaschismus.”

Quellen:
DWDS – Volte, die
Ur-Fascism – Umberto Eco
14 Merkmale des Ur-Faschismus nach Umberto Eco
“14 Punkte die Faschismus ausmachen” von Umberto Eco
14 Merkmale des Ur-Faschismus nach Umberto Eco
Benutzer:KarlV/Faschismus und Antifaschismus in der Wikipedia

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