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Medienvielfalt: Google will kritische russische Stimmen in seinen Suchergebnissen nach “unten priorisieren”Lesezeit: 4 Minuten

Am vergangenen Wochenende fand in Halifax, Kanada das International Security Forum statt. Unter anderem trat dort der ehemalige Chef von Google und jetzige Vorsitzende des Google-Mutterkonzerns Alphabet Inc., Eric Schmidt auf und äußerte sich dort dazu, wie sich Google beabsichtigt zu positionieren, was das Thema der Fake News anbelangt.

Der mehrfache Teilnehmer der Bilderberg-Konferenz sprach unter anderem darüber, wie der Suchmaschinengigant die “ausufernde russische Propaganda” eindämmen könnte. Schmidt wies dabei auf die Möglichkeit hin, dass Google die “Fake News in der Position innerhalb der Suchergebnisse nach unten priorisieren könnte”. Implizit nannte er in diesem Kontext auch die Inhalte der russischen Nachrichtenportale/-sender RT und Sputnik:

Wir arbeiten daran, diese Arten von Websiten zu entdecken und nach unten zu priorisieren – dies sind im Grunde RT und Sputnik. Wir sind uns dessen bewusst, und wir versuchen, die Systeme zu entwickeln, um zu verhindern, dass [die Inhalte an ein breites Publikum geliefert werden]. Aber wir wollen die Websites nicht verbieten – so arbeiten wir nicht.

(We are working on detecting and deranking those kinds of sites – it’s basically RT and Sputnik. We are well of aware of it, and we are trying to engineer the systems to prevent that [the content being delivered to wide audiences]. But we don’t want to ban the sites – that’s not how we operate.)

PLENARY 6: SATELLITE ARMIES: THE RACE IN SPACE – featuring Ms….

PLENARY 6: SATELLITE ARMIES: THE RACE IN SPACE and HALIFAX CHAT – featuring Ms. Theresa Hitchens, Gen. John Hyten, Ms. Julie Perkins The Boeing Company, Dr. Rajeswari Rajagopalan, Ms. Jeanne Meserve (Moderator) and also featuring Alphabet CEO Dr. Eric Schmidt and Mr. Jonathan Tepperman (Moderator)

Posted by Halifax International Security Forum on Samstag, 18. November 2017

Schmidt tut so, als würde das “nach unten priorisieren der Inhalte” keine Form der Zensur darstellen. Wir wissen, dass alles, was nicht auf den ersten drei Seiten auf Google erscheint von 99% der Menschen nicht mehr aufgerufen wird. Google betreibt daher eine Zensur durch die Hintertür und versucht sich gleichzeitig rein zu waschen, weil die jeweiligen Artikel ja “nicht vollständig unterdrückt” werden, sondern “nur nach hinten wandern”.

Schmidts “Zensuransatz” ist besonders perfide. Denn es vermittelt den Eindruck von Offenheit und Freiheit im Netz, obwohl es das genau nicht mehr ist, wenn Inhalte nach unten durchgereicht werden, weil die Themen oder die Macher dahinter nicht dem entsprechen, was bestimmte Kreise hören, sehen und lesen wollen bzw. als für die Bevölkerungen geeignet erachten. Dabei stellt sich unweigerlich die Frage, nach den Kriterien einer solchen Einordnung, was Fake News sind bzw. wer diese verbreitete. Wer also wird “Entscheider” über Fake und Real News? Ein Algorithmus? Ein “Scharfrichter”? Eine obskure Organisation, die gar noch aus Steuergeldern finanziert wird?

Nochmals Schmidt zum Thema Ranking:

Ich bin sehr für das Ranking. Es ist das, was wir tun. Es ist eine sehr legitime Frage, wie wir ranken, A oder B, oder? Und wir tun unser Bestes bei Millionen und Abermillionen Rankings jeden Tag.

(I am very strongly in favor of ranking. It’s what we do. It’s a very legitimate question as to how we rank, A or B, right? And we do the best we can in millions and millions of rankings every day.)

Die Chefredakteurin von Sputnik und RT, Margarita Simonyan gab im Übrigen folgende Erklärung zu Schmidts Aussagen ab:

Es ist gut, dass Google sich über alle Logik und Vernunft hinwegsetzt: Fakten sind nicht erlaubt, wenn sie von RT stammen, “weil [aus] Russland [stammend]” – auch wenn wir [Aussagen von] Google im Kongress [haben, wo Google] berichtet, dass sie keine Manipulation ihrer Plattform oder Richtlinienverstöße durch RT festgestellt haben.

(Good to have Google on record as defying all logic and reason: facts aren’t allowed if they come from RT, “because Russia” – even if we have Google on Congressional record saying they’ve found no manipulation of their platform or policy violations by RT.)

Letztlich geht es bei den Aussagen Schmidts und anderer Kritiker, die das Fake News-Mem hoch halten, nur darum, die alternativen Medien unten zu halten und damit die Deutungshoheit bewahren zu können, weil man keine anderen Sichtweisen auf politische Geschehnisse oder andere Meinungen haben will. Nach RT und Sputnik werden auch andere Plattformen wie Zerohedge oder Blogs wie dieser hier, in den Rankings nicht mehr an den ersten Positionen auftauchen, da nur die offizielle Lesart zu 9/11, Impfen, Klima, GMO, Kriegen, Überwachung oder Terrorismus dem Publikum zugänglich sein darf. Andere Meinungen, andere Perspektiven, ein anderes Herangehen an Problemen und Fragestellungen muss einer Homogenisierung weichen. Google, Facebook, Twitter, Youtube und wie die ganzen Plattformen heißen sind “soziale Medienwerkzeuge” des Establishments. Und sie dienen diesen. Wenn wir weiterhin unsere Anstrengungen der Aufklärung nur mittels dieser Medien zu verbreiten versuchen, werden wir gnadenlos scheitern. Offene und dezentralisierte Lösungen sind gefragt, die es sogar zahlreich gibt. Nur wollen sie die wenigsten bislang nutzen.

Quellen:
Google’s Eric Schmidt Says Americans Too Dumb To Detect Fake News, Plans to “Derank” Russian News
PLENARY 6: SATELLITE ARMIES: THE RACE IN SPACE and HALIFAX CHAT
Google to ‘derank’ Russia Today and Sputnik
Washington orders RT America to register as foreign agent by Monday
Google will ‘de-rank’ RT articles to make them harder to find – Eric Schmidt

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Ein Artikel bildet zwangsweise die Meinung eines Einzelnen ab. In Zeiten der Propaganda und Gegenpropaganda ist es daher umso wichtiger sich mit allen Informationen kritisch auseinander zu setzen. Dies gilt auch für die hier aufbereiteten Artikel, die nach besten Wissen und Gewissen verfasst sind. Um die Nachvollziehbarkeit der Informationen zu gewährleisten, werden alle Quellen, die in den Artikeln verwendet werden, am Ende aufgeführt. Es ist jeder eingeladen diese zu besuchen und sich ein eigenes Bild mit anderen Schlussfolgerungen zu machen.
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