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Infografik: Flüchtlingskrise verstehenLesezeit: 9 Minuten

Eine Leserin des Blogs hat eine anschauliche Infografik aufbereitet, die sie als Reaktion auf die derzeit in den Medien nicht präsente Berichterstattung zur Migrationskrise erstellt hat. Dafür herzlichen Dank.

Zudem hat sie einen ganzen Strauß an wichtigen Informationen dazu zusammen getragen, deren Inhalte zum großen Teil bereits auf www.konjunktion.info thematisiert worden sind. Jedoch zeigt diese komprimierte Form sehr anschaulich auf, dass alle Menschen – egal ob Migrant oder Aufnehmende – Opfer ein perfider Strategie und Agenda sind, die leider immer noch den Wenigsten bekannt sind:

== VORAB: 2 GEOSTRATEGEN ZUSAMMENGEFASST

Brzezinski (1997):

– Die Vorherrschaft der USA wird gestützt von einem “weltweiten Netz” von Sonderorganisationen.
– “In Wirklichkeit” würden internationale Organisationen wie der IWF oder die Weltbank “jedoch von den USA dominiert”
– Zur Sicherung der “globale Vorherrschaft der USA” müssten die US–Strategen “etliche Züge im voraus denken”
– Die Strategien zur Herrschaftssicherung würden dabei auch langfristig geplant: “über zwanzig Jahre hinaus”
– Die globale US-Vorherrschaft hänge von ihrer Vorherrschaft in “Eurasien” (= Europa +Asien) ab
– Wichtigste “Akteure” im Westen Eurasiens seien Frankreich und vor allem Deutschland
– Keiner der “Akteure” in Eurasien dürfe zu mächtig werden, um die Stellung der USA nicht zu gefährden. Daher …
… sei deren “Abhängigkeit in Fragen der Sicherheit” von den USA zu bewahren
… sind “Absprachen zwischen den Vasallen” untereinander zu unterbinden,
… seien die Ziele der Eliten in diesen Ländern zu entschlüsseln, zu beeinflussen und “unter Kontrolle zu bekommen”
– Auf diese Weise könne ein “größeres Europa” den “Einflussbereich Amerikas” sogar erweitern
– Freihandelsabkommen würden die EU stärker an die USA binden

Barnett (2004 und 2005):

– Die USA solle den Prozess der Globalisierung aktiv und weltumspannend mit neuen “Regelsätzen” gestalten
– Kern dieser Regelsätze sei der freie Fluss von Finanzen, Energie, US-“Sicherheitsdienstleistungen” (Militär) und Menschen
– Nichts dürfe den Fluss dieser Ressourcen unterbinden
” … nothing in the global system should be allowed to prevent the flow of any resources”
– Gegner dieser Regelsätze seien “irratonal” und hart zu bekämpfen
“I do account for nonrational actors in my worldview. And when they threaten violence against global order, I say: Kill them.”
– Um die Globalisierung “auf Kurs zu halten” müsse eine große Zahl an Menschen in die “Kern”-Länder einwandern
“Given that a lot of people will have to move from the Gap to the Core to keep globalization on track, the question becomes, How can the massive shift be achieved? Immigration is the obvious (…)”
– Wenn Europa jährlich 1,5 Millionen Immigranten aufnähme, würde 2050 ein Viertel seiner Bevölkerung auswärtiger Herkunft sein
“If Europe were to let in 1.5 million immigrants each year, by 2050 a quarter of it population would be foreign-born”
– Amerikas Bemühungen den Nahen Osten zu transformieren, hätten islamische Erneuerungsbestrebungen angeregt
“Of course, America’s effort to transform the Middle East naturally triggered an even stronger uptick in Islamic revivalism across the region”
– Für das Europa des Alten Kerns würde es dann am Schwierigsten sein, seinen muslimischen Einwanderern genügend Zeit zu geben, selbst am Gefühl ihrer soziale Ausgrenzung zu arbeiten
“The hardest part for Old Core Europe will simply be giving Muslim immigrants enough time to work past their sense of social exclusion on their own.”

(Barnett hat übrigens das Buch “Weapons of Mass Migration” von Kelly Greenhill besprochen)

== ZITATE MIT QUELLENANGABEN

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1997 | “DIE EINZIGE WELTMACHT – Amerikas Strategie der Vorherrschaft”, Zbigniew Brzezinski, 1997 (Neuauflage 2015):
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– “Inwieweit die USA ihre globale Vormachtstellung geltend machen können, hängt aber davon ab, wie ein weltweit engagiertes Amerika mit den komplexen Machtverhältnissen auf dem eurasischen Kontinent fertig wird – und ob es dort das Aufkommen einer dominierenden, gegnerischen Macht verhindern kann.” (S. 15)

– “Die globale Vorherrschaft Amerikas wird solchermaßen durch ein ausgetüfteltes System von Bündnissen und Koalitionen untermauert, das buchstäblich die ganze Welt umspannt.” (S. 44)

– “Als Teil des amerikanischen Systems muss außerdem das weltweite Netz von Sonderorganisationen, allen voran die internationalen Finanzinstitutionen, betrachtet werden. Offiziell vertreten der Internationale Währungsfond (IWF) und die Weltbank globale Interessen und tragen weltweit Verantwortung. In Wirklichkeit werden sie jedoch von den USA dominiert (…) ” (S. 45)

– “Der massive, aber nicht greifbare Einfluss, den die USA durch die Beherrschung der weltweiten Kommunikationssysteme, der Unterhaltungsindustrie und der Massenkultur sowie durch die durchaus spürbare Schlagkraft seiner technologischen Überlegenheit und seiner weltweiten Militärpräsenz ausüben, verstärkt dieses Vorgehen noch.” (S. 46)

– “Ebenso stark setzt es auf die indirekte Einflussnahme auf abhängige ausländische Eliten” (S. 42)

– “Zwei grundlegende Schritte sind deshalb erforderlich: – erstens, die geostrategisch dynamischen Staaten Eurasiens auszumachen (…) sowie die zentralen außenpolitischen Ziele ihrer jeweiligen politischen Eliten zu entschlüsseln und (…) – zweitens, eine spezifische US-Politik zu formulieren, die in der Lage ist, die unter Punkt eins skizzierten Verhältnisse auszubalancieren, mitzubestimmen und /oder unter Kontrolle zu bekommen” (S. 57)

– ” (…) so lauten die drei großen Imperative imperialer Geostrategie: Absprachen zwischen den Vasallen zu verhindern und ihre Abhängigkeit in Fragen der Sicherheit zu bewahren, die tributpflichtigen Staaten fügsam zu halten und zu schützen und dafür zu sorgen, dass die »Barbarenvölker« sich nicht zusammenschließen.” (S. 57/58)

– “… dieser Stelle mag der Hinweis genügen, dass die wichtigsten und dynamischsten geostrategischen Akteure an Eurasiens westlicher Peripherie Frankreich und Deutschland heißen.” (S. 59)

– “In Europa werden Deutschland und Frankreich auch weiterhin die Schlüsselfiguren sein (…)”. (S. 237)

– “Amerika kann allein kein geeinteres Europa schaffen (…)” (S. 243)

– “Ein größeres Europa wird den Einflussbereich Amerikas erweitern (…) ohne dass ein politisch derart geschlossenes Europa entsteht, das bald schon die Vereinigten Staaten in für sie bedeutsamen geopolitischen Belangen anderswo, insbesondere im Nahen Osten, herausfordern könnte.” (S. 244)

– “Wie beim Schach müssen Amerikas globale Strategen etliche Züge im voraus durchdenken und mögliche Züge des Gegners vorwegnehmen. Eine konsequente Geostrategie muss daher zwischen kurzfristiger Perspektive (grob gesagt, für die nächsten fünf Jahre), einer mittelfristigen (bis zu zwanzig Jahren in etwa) und einer langfristigen (über zwanzig Jahre hinaus) Perspektive unterscheiden.” (S. 241)

– “Dies erfordert ein hohes Maß an Taktieren und Manipulieren, damit keine gegnerische Koalition zustande kommt, die schließlich Amerikas Vorrangstellung in Frage stellen könnte” (S. 242)

– “Zunächst besteht die Aufgabe darin sicherzustellen, dass kein Staat oder keine Gruppe von Staaten die Fähigkeit erlangt, die Vereinigten Staaten aus Eurasien zu vertreiben oder auch nur deren Schiedsrichterrolle entscheidend zu beeinträchtigen.” (S. 242)

– “Ein transatlantisches Freihandelsabkommen, das bereits eine Reihe prominenter Staatsmänner des Atlantischen Bündnisses befürworten, könnte außerdem das Risiko verringern, dass es auf wirtschaftlichem Gebiet zu immer stärkeren Rivalitäten zwischen einer geeinteren EU und den Vereinigten Staaten kommt.” (S. 244)

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2004 | “The Pentagon’s new map”, Thomas P. M. Barnett, 2004:
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– “The main finding of the New Rule Sets Project workshops was a simple but compelling model of globalization as a series of key source flows the needed to be kept in relative balance to one another. Those four flows were: the movement of people (migrations), energy (primarily oil and natural gas), long-term investments (foreign direct investment), and security (the “export” of U.S: security “services to regional”markets”). The notion of keeping these for flows in balance really just meant that nothing in the global system should be allowed to prevent the flow of any resources from the regions of surplus to regions of deficit.” (S. 197/198)

– “If Europe were to let in 1.5 million immigrants each year, by 2050 a quarter of it population would be foreign-born” (S. 211)

– “Given that a lot of people will have to move from the Gap to the Core to keep globalization on track, the question becomes, How can the massive shift be achieved? Immigration is the obvious – an most socially challenging – route, but there are two promising trends that we’ll need to promote in addition to permanent immigration (…)” (S. 211)

– “(…) so the Pentagon’s essential task is to export security into those national and regional deficit situations that currently hold up economic integration. Saddam Hussein’s regime was such a black hole, as was Charles Taylor’s in Liberia. North Korea’s Kim Jong II is probably the worst of the bunch. The drug lords in Columbia are the security sinkhole. So is basically any repressive leader inside the Gap who simply refuses to leave power, like Castro in Cuba, Chavez in Venezuela, Mugabe in Zimbabwe, and Qaddafi in Libya – to name a few “big men”. The should all go (…)” (S. 305)

– “You could say America is expert at exporting sovereign dept and importing damn near everything else. How are we able to live beyond our means? How do we consistently rack up federal deficits? We get the world to buy our Treasury bills (…). In sum, we live large because selling our dept – both public and private – around the world has always been easy. (…) Do you know what it costs to print those little pieces of paper? Almost nothing! And do you know what we get in return? VCRs, cars, computers. Stop complaining. If the world ever caught on to what a great deal we have going here, we could be in real trouble!” (S. 307)

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2005 | “Blueprint for action”, Thomas P. M. Barnett, 2005
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– “So yes, I do account for nonrational actors in my worldview. And when they threaten violence against global order, I say: Kill them.” (S. 282)

– “We’ll continue to be more accepting of immigrants streaming from there than Europe will be.” (S. 291)

– “So when Muslims emigrate from the Middle East and immigrate into Europe, both regions respond to this transaction by becoming, respectively more Islamic and more European in the near term, until such time passes that new rules sets emerge to define these profund forms or social (family ties), economic (remittances), and ultimately political connectivity.” (S. 294)

– “Of course, America’s effort to transform the Middle East naturally triggered an even stronger uptick in Islamic revivalism across the region (…)” (S. 294)

– “The hardest part for Old Core Europe will simply be giving Muslim immigrants enough time to work past their sense of social exclusion on their own.” (S. 293)

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2016 | Willy Wimmer, Verteidigungsstaatssekretär a.D. (CDU): in “Pro und Contra – Der PULS 4 News-Talk” Sendung vom 15.02.2016
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– “Wenn ich das mal sagen kann, weil ich ja selbst so etwas* geplant habe: (…) Vor jedem konventionellen oder nuklearen Konflikt, werden die Flüchtlingsströme geplant. Wir haben es ja zwischen Afghanistan und Mali mit einem Gürtel von Staaten zu tun, die von den Amerikanern flachgelegt worden sind und weiter flachgelegt werden. Und diejenigen, die das planen, planen die Flüchtlingsströme auch. Sie können sich ja militärisch überhaupt nicht bewegen, wenn Sie nicht die Flüchtlingsströme im Griff haben.”

[Publikumsfrage, ob man abschätzen könne, wieviel Flüchtlinge noch nach Europa kommen werden]

“Das muss man den Nato-Generalsekretär und den Oberbefehlshaber** Europa fragen und man muss beim amerikanischen Generalstabschef fragen, was die an Zahlen zugrunde liegen haben. Danach müsste man die Frage beantworten können.”

* er meint Kriege und Kriegssimulationen
** er meint den Oberbefehlshaber NATO in Europa

http://www.puls4.com/video/pro-und-contra/play/2988989

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2016 | Interessante Fragen stellt auch F. William Engdahl im Artikel:
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“Wie mit der NATO verknüpfte Denk­fabriken die EU-Flüchtlingspolitik kontrollieren”

Und hier noch die oben angesprochene Infografik:

Infografik - Flüchtlingskrise verstehen - Bildquelle: unbekannt, CC BY-NC-SA-Lizenz

Infografik – Flüchtlingskrise verstehen – Bildquelle: unbekannt, CC BY-NC-SA-Lizenz

(Download Infografik)

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Ein Artikel bildet zwangsweise die Meinung eines Einzelnen ab. In Zeiten der Propaganda und Gegenpropaganda ist es daher umso wichtiger sich mit allen Informationen kritisch auseinander zu setzen. Dies gilt auch für die hier aufbereiteten Artikel, die nach besten Wissen und Gewissen verfasst sind. Um die Nachvollziehbarkeit der Informationen zu gewährleisten, werden alle Quellen, die in den Artikeln verwendet werden, am Ende aufgeführt. Es ist jeder eingeladen diese zu besuchen und sich ein eigenes Bild mit anderen Schlussfolgerungen zu machen.
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